Frankfurt (ots) –
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps. Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erwartet Gesundheitsminister Karl Lauterbach für dieses Jahr ein Defizit in Höhe von 17 Milliarden Euro. Der Privatärztliche Bundesverband (PBV) fordert daher ein radikales Umdenken: „Die Politik muss im Interesse der Patienten endlich auf die Kostenbremse treten“, sagt Thomas Ems, Geschäftsführer des PBV. „Sie muss Schluss machen mit dem wirtschaftlich längst nicht mehr vertretbaren System mit 96 gesetzlichen Kassen, die allesamt mehr oder weniger dasselbe anbieten. Wenn sie die Zahl der Krankenkassen drastisch reduziert, senkt sie mit einem Schlag deutlich die Kosten.“
Zudem sollten sich, so Ems, im Gegenzug die privaten Krankenversicherungen für alle öffnen dürfen. Denn nur mit mehr Wettbewerb zwischen den privaten Versicherungen ließe sich das Gesundheitssystem in Zukunft noch finanzieren. „Zumal das Generationen-Modell der GKV ohnehin zum Scheitern verurteilt ist“, betont Ems. Tatsächlich zeigen Berechnungen, dass heute vier Beitragszahler für einen Rentner zahlen. Schon in wenigen Jahren muss jedoch ein Beitragszahler für zwei Rentner aufkommen.
Hohe Ersparnis für jeden einzelnen Patienten
Schließlich sei, meint Ems, unstrittig, dass sich jeder privat Versicherte günstiger stelle und das gleichzeitig mit einem umfangreicheren Leistungsangebot: „Unabhängige Berechnungen zeigen, dass bereits heute ein angestellter Mitdreißiger mit einem Gehalt unterhalb der Versicherungspflichtgrenze bei einem Wechsel in eine private Krankenversicherung jeden Monat bis zu 150 Euro sparen könnte.“
Von einem Umbau des Gesundheitssystems würden laut PBV am Ende alle in Deutschland profitieren: „Je mehr Mitglieder von den gesetzlichen in die privaten Krankenversicherungen wechseln, desto stärker sinken die Beiträge für jeden einzelnen“, erklärt Ems. „Das konnte man in der Vergangenheit bereits bei den Zusatzversicherungen beobachten. Auch diese sind günstiger geworden, je mehr Menschen sich für sie entschieden.“
Umfrage: Patienten wissen nicht, was der Arztbesuch kostet
Derweil scheint das Gesundheitssystem für die Bundesbürger wohl längst ein undurchsichtiger Dschungel geworden zu sein. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag des PBV unter 1.102 Bundesbürgern ärgern sich diese vor allem über die mangelhafte Kostentransparenz: So wollen zwei von drei Befragten (68 Prozent) mehr Einblick in die Kosten ihres Arztbesuches. Und tatsächlich schätzen lediglich 18 Prozent der Befragten die Kosten zum Beispiel für die Erstanamnese richtig ein. In der Regel liegen diese Kosten bei 20 bis 40 Euro – doch bei der Befragung von Innofact schätzt fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) die Kosten auf 51 bis 100 Euro. 34 Prozent rechnen sogar mit Kosten von über 100 Euro.
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