Samstag, Juli 27, 2024

Vitamin D: eine sinnvolle Strategie zur Demenzprävention?

Ingelheim (ots) –

Mehr als 50 Millionen Menschen leben weltweit derzeit mit einer Demenz – bis zum Jahr 2025 wird sich die Anzahl der Betroffenen wahrscheinlich sogar noch verdreifachen (Gauthier et al., 2021). Angesichts dieser großen Zahl Betroffener ist der Wunsch und die Notwendigkeit eine wirksame medizinische Behandlung zu entwickeln von immenser Bedeutung. Um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, werden Möglichkeiten für Interventionen untersucht, die auf beeinflussbaren Risikofaktoren basieren. Ein Vitamin-D-Mangel kann genau solch ein modifizierbarer Risikofaktor sein – und aufgrund seiner weltweiten Prävalenz von bis zu 1 Milliarde Betroffenen – mit einem enormen Potenzial (Cashman et al., 2016; Sizar et al., 2021).

Vitamin D ist nachgewiesenermaßen am Abbau von beta Amyloid-Aggregaten (Aß), die eine zentrale Ursache der Alzheimer-Erkrankung sind, beteiligt und hat neuroprotektive Effekte gegenüber der übermäßigen Phosphorylierung von Tau-Proteinen, ein weiteres Kennzeichen von Alzheimer (Mizwicki et al., 2012; Lin et al., 2016). Eine Meta-Analyse aus über 10 Kohortenstudien von Shen zeigte bereits 2015, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für Demenz und der Alzheimer-Erkrankung assoziiert sind. Ein Vitamin-D-Spiegel von weniger als 50 nmol/l führte zu einem 21 % höheren Risiko Alzheimer zu entwickeln verglichen mit einem Vitamin-D-Spiegel von über 50 nmol/l. Es ist anzunehmen, dass dieser Wert noch höher ausfallen würde, wäre er mit guten Vitamin-D-Spiegeln von über 75 nmol/l verglichen worden, was in der Studie allerdings aufgrund fehlender Daten nicht getan wurde.

Eine neue Studie gibt nun Anlass zur Hoffnung, dass auch alleine der Faktor der Vitamin-D-Supplementierung ein wichtiger Bestandteil in der Prävention der Alzheimer-Erkrankung sein könnte.

Die kürzlich veröffentlichte große prospektive Kohortenstudie mit mehr als 12 000 Teilnehmern zeigte, dass Personen, die Vitamin D supplementierten, im Schnitt 40 % seltener eine Demenz entwickelten als diejenigen ohne Vitamin D-Supplement. „Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ein früher Beginn der Supplementation, also vor dem Auftreten erster Anzeichen für einen Rückgang der kognitiven Fähigkeiten, von Vorteil ist.“ So der leitende Forscher der Studie, Zahinoor Ismail vom Hotchkiss Brain Institute der Universität Calgary.

Die Studie begleitete die 12 388 erwachsenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, welche im Durchschnitt 71 Jahre alt waren und zu Beginn eine normale oder nur leicht eingeschränkte kognitive Funktion hatten, über einen Zeitraum von 10 Jahren. Von ihnen nahmen 37 % ein Vitamin-D-Präparat ein. Unter denjenigen, die Vitamin D supplementierten, waren mehr Frauen und Personen mit höherem Bildungsgrad. Depressionen und leichte kognitive Störungen, traten häufiger in der Gruppe ohne Vitamin-D-Einnahme auf. Im Laufe der 10 Jahre entwickelten etwa 22 % der Teilnehmenden eine Demenz – 75 % von ihnen hatten keine Vitamin D-Supplemente eingenommen. 84 % Prozent der Vitamin-D-Gruppen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren über einen Zeitraum von 5 Jahren demenzfrei, verglichen mit 68 % in der Gruppe, die keine Vitamin D-Ergänzung nahmen.

Nach statistischer Bereinigung der Daten hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung, Ethnie, Kognition, Depression und APOE4-Status, war die Vitamin-D-Einnahme verglichen mit keiner Vitamin-D-Ergänzung mit einem 40 % niedrigeren Demenzrisiko assoziiert. Am deutlichsten profitierten Frauen mit normaler kognitiver Funktion von dem Effekt.

Die präventive Wirkung der Supplementation war unabhängig von der Darreichungsform des Vitamin D´s (Calcium-Vitamin D, Cholecalciferol, Ergocalciferol).

Die vielversprechende Studie weist allerdings auch einige Einschränkungen auf, wie die Forscher selbst anmerkten: So lagen beispielsweise keine Daten über die Dauer der Vitamin D-Einnahme oder die Ausgangsspiegel des Sonnenvitamins vor. Auch die Rolle der Ausgangsspiegel ist bisher im Hinblick auf die Prävention kognitiver Funktionsstörungen nicht ausreichend untersucht. Diese Parameter sollten in zukünftigen klinischen Studien näher betrachtet werden.

Im Hinblick auf die stetig wachsende Zahl der Betroffenen, sind die Prävention und auch schon die Verzögerung des Krankheitsfortschritts, bereits von großer Bedeutung, so der Co-Autor der Studie Byron Creese.

Ein Vitamin-D-Mangel sollte nicht nur zur Risikoreduktion für eine Demenz ausgeglichen werden, sondern auch zur Senkung des Krebsrisikos und zur Verbesserung von Muskel- und Knochenstatus. Ein Mangel fördert Muskelschwäche und Stürze im Alter.

Weitere Pressemitteilungen vom Dr. Jacobs Institut zu diesem Thema:

– Vitamin-D-Supplementierung senkt Risiko akuter Atemwegserkrankungen bei Kindern und Erwachsenen um bis zu 70 % (https://www.presseportal.de/pm/113214/5414508)
– Neue große COVID-19-Studie aus Israel: 10-fach erhöhtes Sterberisiko bei Vitamin-D-Mangel vor einer Infektion (https://www.presseportal.de/pm/113214/5149017)
– Vitamin K als vielseitiger Regulator der Blutgerinnung, Vitamin D als Immunmodulator (https://www.presseportal.de/pm/113214/5104865)
– COVID-19 und andere Atemwegsinfekte bei Kindern Studien bescheinigen Vitamin D und anderen Mikronährstoffen gute Wirksamkeit gegen Corona & Co (https://www.presseportal.de/pm/113214/5089185)
– Kann Vitamin D vor COVID-19, Krebs und anderen Erkrankungen schützen? Rationale Entscheidungshilfe im Meinungs- und Evidenzdschungel (https://drjacobsinstitut.de/wp-content/uploads/2021/03/PM-Vitamin-D-210323.pdf)

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Lesen Sie im Ratgeber von Dr. med. L.M. Jacob, warum die fettlöslichen Vitamine so wichtig für unsere Gesundheit sind. Neben Vitamin D haben auch die Vitamine E, K, und A eine zentrale Bedeutung für das Immunsystem, Herz-kreislauf-System, Knochen, Muskeln, Blutgerinnung und vieles mehr. Auch bei der Prävention zahlreicher Krankheiten wie Atemwegserkrankungen, COVID-19, Krebs, Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen spielen sie eine Rolle.

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Dr. Jacobs Institut

Das Dr. Jacobs Institut für komplementär-medizinische Forschung hat sich zum Ziel gesetzt, ganzheitliche Zusammenhänge in der Ernährungswissenschaft, Naturheilkunde und Erfahrungsheilkunde wissenschaftlich aufzuklären und wirkungsvolle Therapien zu verbessern.

Literatur:

– Cashman KD, Dowling KG, Skrabakova Z, et al. (2016): Vitamin D deficiency in Europe: pandemic? Am J Clin Nutr.103(4):1033-1044.
– Gauthier S, Rosa-Neto P, Morais JA,Webster C. (2021): World Alzheimer Report 2021: Journey Through the Diagnosis of Dementia. Alzheimer’s Disease International.
– Ghahremani M, Smith EE., Chen H-Y, Creese B, Goodarzi Z, Ismai Z (2023): Vitamin D supplementation and incident dementia: Effects of sex, APOE, and baseline cognitive status. Alz Dement Diagn Assess Dis Monit. Veröffentlicht online, 1. März.
– Mizwicki MT, MenegazD, Zhang J, et al. (2012): Genomic and nongenomic signaling induced by 1alpha,25(OH)2-vitamin D3 promotes the recovery of amyloid-beta phagocytosis by Alzheimer’s disease macrophages. J Alzheimers Dis.29(1):51-62.
– Lin CI, Chang YC, Kao NJ, Lee WJ, Cross TW, Lin SH. (2020): 1,25(OH)2D3 alleviates Abeta(25-35)-induced tau hyperphosphorylation, excessive reactive oxygen species, and apoptosis through interplay with glial cell line-derived neurotrophic factor signaling in SH-SY5Y cells. Int J Mol Sci.21(12):4215.
– Shen L, Ji HF. 820159. Vitamin D deficiency is associated with increased risk of Alzheimer’s disease and dementia: evidence from meta-analysis. Nutr J.14:76.
– Sizar O, Khare S, Goyal A, Bansal P, Givler A. (2021): Vitamin D Deficiency. StatPearls..

Pressekontakt:
Dr. Jacobs Institut
Dr. rer. nat. Susanne Cichon
Egstedterstraße 46
55262 Ingelheim
Original-Content von: Dr. Jacobs Institut, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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