Samstag, April 20, 2024

Schlechtere medizinische Versorgung in Kauf nehmen? – Anästhesisten machen auf Missstände in den Krankenhäusern durch Quarantäne aufmerksam – „Nicht von Killer-Varianten sprechen“

Nürnberg (ots) –

Die deutschen Anästhesisten, die einen Großteil des ärztlichen Personals auf den Intensivstationen stellen, warnen vor kritischen Situationen in den Krankenhäusern durch Covid-19.

„Wir müssen uns darüber unterhalten, ob wir die derzeitigen Quarantäne-Maßnahmen so akzeptieren und damit einen Rückschritt in den medizinischen Leistungen hinnehmen wollen“, regt Professor Dr. Frank Wappler, Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI), die Diskussion an. Denn auf vielen Stationen und in vielen Operationssälen fehlten derzeit Pflegekräfte, nicht nur durch den allgemeinen Pflegenotstand, sondern vor allem durch infizierte oder erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei Ärztinnen und Ärzten zeige sich ein ähnliches Bild: „Wie schon in den vergangenen Wellen der Corona-Pandemie, haben wir auch jetzt wieder Einschränkungen bei den Belegungen auf den Intensivstationen und bei der Elektiv-Versorgung in den Operationssälen. An vielen Stellen sind OP-Programme nicht mehr wie geplant durchführbar.“

Wertvolle Zeit für Behandlung und Rettung geht verloren

Das bedeutet im klinischen Alltag: Obwohl die Betten eigentlich frei wären, können Krankenhäuser keine Patienten zur Intensivbehandlung aufnehmen. Rettungswagen mit Notfallpatienten müssen wesentlich weitere Strecken fahren. Unter Umständen geht dabei auch wertvolle Zeit zur Behandlung oder Rettung eines Menschen verloren. In anderen Fällen können größere Operationen nicht vorgenommen werden, weil die Patientinnen und Patienten im Anschluss keinen Platz zur Überwachung auf der Intensivstation finden würden: Die Menschen leiden, Krankheiten können sich verschlimmern, Gesundheit wird eingebüßt.

Wertschätzung steigern und Bezahlung verbessern

Personalmangel auf der einen, Bedürfnisse der Patienten auf der anderen Seite – und währenddessen ständig neue Pandemie-Wellen: Die Anästhesisten fordern hier mehr ehrliche Unterstützung und bessere Konzepte zur Bewältigung der Zwangslage. Ihnen geht es um Beispiel um echte Wertschätzung, breite Anerkennung und eine bessere Bezahlung von Schwestern und Pflegern in der Anästhesie und Intensivmedizin. Dadurch, so Wappler, könnten einige Probleme nachhaltig gelöst werden.

„Hundert Prozent Leistungen funktioniert nicht“

„Wir können nicht davon ausgehen, dass wir viele Menschen in Quarantäne stecken und auf der anderen Seite aber auch hundert Prozent medizinische Leistungen anbieten“, macht Professor Wappler deutlich. „Das wird nicht funktionieren! Und das funktioniert jetzt auch nicht mehr! Und damit müssen wir uns auseinandersetzen und überlegen, ob wir das so wollen.“

Bereits mehr Patienten als vor einem Jahr

Mit Sorge blicken die Anästhesisten auf den kommenden Spätsommer, Herbst und Winter: Schon jetzt hätten die Intensivstationen eine höhere Belegung als zur gleichen Zeit des letzten Jahres, sagt DGAI-Präsident Wappler. Und mit großer Wahrscheinlichkeit würden die Ansteckungsraten in den nächsten Wochen wieder nach oben gehen. Das hänge natürlich auch vom Auftreten möglicher neuer Corona-Varianten und der Bereitschaft der Bevölkerung zum Impfen ab. Wappler warnt jedoch davor, Begriffe wie „Killer-Varianten“ zu verwenden. Zuletzt hatte Bundesgesundheitsminister Lauterbach diesen Ausdruck benutzt: „Das ist kontraproduktiv, um seriös mit einer pandemischen Lage umzugehen.“

Pressekontakt:
Medienbetreuung
„Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“
(DGAI) /
„Berufsverband Deutscher Anästhesisten“ (BDA)
Roritzerstraße 27
90419 NürnbergTelefon: 0911 93378-33E-Mail:
[email protected]
[email protected]:
www.dgai.de
www.bda.de
Original-Content von: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

Mehr vom Autor

Fußball-EM: Englische Fußballmannschaft setzt auf Kooperation mit Zentralklinik Bad Berka

Bad Berka (ots) - Die englische Fußballnationalmannschaft kooperiert während der Fußball-EM mit der Zentralklinik Bad Berka. Mannschaftsarzt...

RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt stellt Geschäftsführung neu auf

Bad Neustadt a.d. Saale (ots) - Ab 1. Juni 2024 wird der RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt von...

Till Sander übernimmt die Leitung der Asklepios Klinik Weißenfels, Hannah Gilles wechselt zum RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt

Weißenfels (ots) - Wechsel in der Geschäftsführung der Asklepios Klinik Weißenfels - Hannah Gilles, die die Klinik...

Akute Porphyrie: Seltene Ursachen für heftige, krampfartige Bauchschmerzen

München (ots) - Symptome wie heftige Bauchschmerzen, Müdigkeit oder Angstzustände schränken die Betroffenen enorm ein. Fehldiagnosen sind bei...

Ähnliche Artikel

Advertismentspot_img

Neueste Beiträge

Fußball-EM: Englische Fußballmannschaft setzt auf Kooperation mit Zentralklinik Bad Berka

Bad Berka (ots) - Die englische Fußballnationalmannschaft kooperiert während der Fußball-EM mit der Zentralklinik Bad Berka. Mannschaftsarzt Dr. Mark Williams überzeugte sich bei einem...

RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt stellt Geschäftsführung neu auf

Bad Neustadt a.d. Saale (ots) - Ab 1. Juni 2024 wird der RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt von einer Doppelspitze geführt. Dr. Stefan Stranz, Mitglied...

Till Sander übernimmt die Leitung der Asklepios Klinik Weißenfels, Hannah Gilles wechselt zum RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt

Weißenfels (ots) - Wechsel in der Geschäftsführung der Asklepios Klinik Weißenfels - Hannah Gilles, die die Klinik seit mehr als vier Jahren erfolgreich geleitet...