Baierbrunn (ots) –
In Deutschland dürfen Ärztinnen und Ärzte nur dann Organe entnehmen, wenn der Hirntod – wie es umgangssprachlich heißt – festgestellt wurde. Beim Hirntod ist das Gehirn unumkehrbar ausgefallen. Doch um diesen irreversiblen Hirnfunktionsausfall, wie es korrekterweise heißt, ranken sich viele Mythen. „Es gibt Ängste, dass man vielleicht gar nicht tot ist und die Organe entnommen werden“, sagt Dr. Thomas Weig, seit März 2023 Transplantationsbeauftragter am Uniklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Interview mit dem Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Bundesärztekammer gibt Untersuchung vor
Zwar kann Intensivmediziner Weig diese Ängste nachvollziehen, weil nach Einschätzung von Laien der Mensch nach dem Hirntod noch lebendig aussieht. Doch die Lebenszeichen bestünden dann nur, weil die Funktionen künstlich aufrechterhalten werden, so Thomas Weig. Der Mediziner bietet deshalb den Angehörigen immer an, bei der Hirntod-Diagnostik dabei zu sein. „Das hilft vielen zu begreifen, dass ihre Liebste oder ihr Liebster tot ist.“
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit der Medizinerinnen und Mediziner den irreversiblen Hirnfunktionsausfall diagnostizieren. In der Regel werden zusätzlich noch die Hirnströme gemessen, auch um den Angehörigen zu zeigen, dass diese erloschen sind. Intensivmediziner Thomas Weig betont: Die Diagnose des Hirntods sei hierzulande also absolut sicher. In Deutschland liefen alle Hirntod-Untersuchungen immer nach dem strengen Protokoll ab, das die Bundesärztekammer vorgibt, so Weig.
Verlässliche Anzeichen für Hirntod
Ein weiterer Mythos, der sich um den irreversiblen Hirnfunktionsausfall rankt: Therapien könnten vorzeitig beendet werden, um den Hirntod schneller herbeizuführen. „Grundsätzlich handeln wir Ärztinnen und Ärzte immer im Sinne des Lebens des Menschen, der uns anvertraut ist“, unterstreicht Thomas Weig. „Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, zu dem wir davon ausgehen können: Dieser Zustand ist nicht mehr mit dem Leben vereinbar.“ Dafür gebe es viele Anzeichen. „Erst wenn wir nahezu sicher sein können, dass jemand tot ist, leiten wir die Untersuchungen für den Hirntod ein“, sagt Dr. Thomas Weig.
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