Bielefeld (ots) –
Innovationen in die Praxis umzusetzen oder etablierte Abläufe zu erneuern, ist im Pflegealltag bei laufendem Stationsbetrieb kaum möglich – wenn auch von vielen Pflegekräften dringend gewünscht. Am Klinikum Bielefeld nimmt man sich dieser enormen Herausforderung jetzt an. Der erste Meilenstein ist geschafft und der erste Bauabschnitt einer eigens dafür eingerichteten Station wurde eröffnet: Das Viszeralonkologische Zentrum der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und der Klinik für Gastroenterologie haben gemeinsam eine „Innovationsstation“ eröffnet. Gut 20 hoch motivierte Pflegekräfte treten auf der Station an, um zukunftsweisende Lösungen für häufig auftretende Probleme in der pflegerischen Praxis zu finden und einzuführen. Die Station startet mit 36 Betten. „Das Stationskonzept schafft den Raum, um Innovationen unkompliziert in die Pflege der Patientinnen und Patienten zu integrieren und zu erproben. Das Projekt „Innovationsstation“ gibt uns die Möglichkeit, überholte Prozesse neu und kreativ zu gestalten und Lösungsansätze, die man sonst nur auf Messen oder Kongressen sieht, auszuprobieren. Besonders die bauliche Neugestaltung der Station macht das Ausprobieren von technischen Innovationen möglich“, stellt Nadine Naujoks, Teamleitung der Pflege auf der Innovationsstation begeistert fest.
Vorbereitet wurde das Projekt
in einem gemeinsamen Workshop von Pflegenden und Mediziner*innen, die auch den kompletten Umbau der Station gemeinsam mit der Technischen Abteilung des Klinikums Bielefeld planten. Den Stein ins Rollen brachte ein externer Workshop, bei dem unterschiedliche Berufsgruppen des Klinikums Bielefeld gemeinsam Ideen für die Zukunft des Krankenhauses sammelten. Hier entstand auch die Idee der Innovationsstation. „Wir vertrauen der Idee „Innovationsstation“ und dem Potential unserer Mitarbeiter*innen. Sanierungsmaßnahmen am Klinikum Bielefeld Mitte boten die Chance, die Innovationsstation zu etablieren. Das Ergebnis kann sich schon rein optisch sehen lassen. Ich bin froh, dass wir eine Möglichkeit gefunden haben, das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu fördern und Nägel mit Köpfen zu machen“, freut sich Klinikum Bielefeld Geschäftsführer Michael Ackermann.
Auch Prof. Dr. med. Marcel Binnebösel, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, deren Patient*innen auf der Innovationsstation behandelt werden, sieht die großen Chancen: „Die Medizin befindet sich im digitalen Wandel. Diese Transformation nicht passiv zu erleben, sondern aktiv zu entwickeln ist uns sehr wichtig. Innovationen insbesondere zur Verbesserung des Alltags für die Pflege und damit Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes sind überfällig. Aber wir werden auch unseren universitären Aufgaben gerecht und nutzen die Station, um digitale und insbesondere telemedizinische Projekte wissenschaftlich zu bearbeiten mit dem Ziel die Behandlungsqualität für unsere Patient*innen zu verbessern.“
Die Innovationsstation startet mit einigen technischen Neuheiten. So wird beispielweise mit einem mobilen Vitalzeichenmonitor (Pulsfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Sauerstoffsättigung im Blut) gearbeitet, der eine Schnittstelle zum Krankenhausinformationssystem (KIS) bietet. Die Werte, die erfasst werden, gehen dann automatisch in die elektronische Patienten-Akte. Der Scan der Patientenarmbänder zur Identifikation der Patient*innen verhindert Übertragungsfehler, vereinfacht die Visite und erleichtert dem Pflegepersonal das Messen der Vitalparameter. Über ein Tablet wird aktuell eine Übermittlung von Service-Rufen getestet – mit genauen Angaben der Bedürfnisse der Patient*innen: Vom Wunsch nach Kaffee oder Wasser bis hin zur Information, dass die Infusion durchgelaufen ist oder der Bitte um Lagerungswechsel. Dies erleichtert die Kommunikation zwischen den Patient*innen und Personal und optimiert den Ablauf auf der Station. Doppelte Wege zur Bedarfserfassung und Leistungserbringung werden vermieden. Und über die Entertainment Funktion des Tablets ist auch Fernsehschauen und Radio hören möglich.
Auf der Station wird mit Dashboards gearbeitet, die künftig die Patiententafeln in den Pflegestützpunkten ersetzen. Große Monitore mit genauer Stationsübersicht und Zusatzinformationen, wie zum Beispiel die Information, dass der/die Patient*in eine Operation hatte oder isoliert werden muss, sind dort abzulesen. Die Daten werden direkt aus dem Krankenhausinformationssystem gezogen und ermöglichen dem Personal einen schnellen Überblick über die gesamte Station und eine optimale individuelle Betreuung der Patient*innen.
Eine weitere Innovation eher praktischer Natur ist ein Kleiderschrank Container-System. Es handelt sich um einen abschließbaren Kleiderschrank auf Rollen, der bei Verlegung des/der Patient*in einfach aus dem Korpus herausgefahren und zusammen mit dem/der Patient*in ins neue Zimmer gefahren werden kann. So kann das aufwändige Packen des persönlichen Eigentums des/der Patient*in vermieden werden, alle Dinge bleiben beim Umzug verschlossen in dem Container, der mit einem Zahlenschloss versehen ist.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Praxis der Innovationsstation werden evaluiert und in später in den Alltag der anderen Stationen des Klinikums integriert.
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