Freitag, April 26, 2024

Finanzielle Schieflage durch Corona – Krankenhäuser geraten bei Zukunftsinvestitionen und Nachhaltigkeit in Rückstand

München (ots) –

– Anteil der defizitären Häuser steigt 2020 auf 49 Prozent (2019: 32%)
– 62 Prozent der Klinikmanager erwarten auch für 2021 ein Minus beim Ergebnis
– Trotz steigender Ausgaben für IT, fehlen vielen Krankenhäusern die Ressourcen für umfangreiche Digitalisierung

München (ots) – Die ökonomische Situation der Krankenhäuser in Deutschland hat sich im Jahr 2020 erneut verschlechtert. Jedes zweite Haus (49%) musste im vergangenen Jahr ein Defizit verbuchen. Mit einem Umsatzwachstum für das laufende Geschäftsjahr rechnen nur 27 Prozent der Klinikchefs. Fast zwei von drei Befragten (62%) erwarten für 2021 ein Minus beim Ergebnis. Zu diesen Erkenntnissen kommen die Autoren der „Krankenhausstudie 2021“, einer Roland Berger-Umfrage unter den 600 größten deutschen Krankenhäusern.

„Krankenhäuser bekommen die Nachwirkungen von einem Jahr Corona bei Umsatz und Ergebnis zu spüren“, sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. „Auffallend in unserer Befragung ist die pessimistische Erwartung auch der privaten Häuser für das Ergebnis des aktuellen Geschäftsjahres. Insgesamt zeigt sich der Ausblick der Krankenhäuser aller Trägerschaften auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden Jahren negativer als je zuvor. Die Häuser können daher strategische Themen wie den Ausbau von moderner IT-Infrastruktur, digitalen Services sowie einer nachhaltigen Beschaffung nur zaghaft angehen.“

Pandemie drückt Umsatzentwicklung und -erwartung, Art der Trägerschaft beeinflusst Jahresergebnis

Im Jahr 2019, vor Corona, erwirtschafteten noch zwei Drittel der Kliniken (67%) einen Umsatzanstieg. 2020 gelang dies nur noch 42 Prozent. Für 2021 ist die Stimmung noch pessimistischer, nur noch ein Viertel der Häuser erwartet ein Umsatzwachstum (27%). Der Anteil der Krankenhäuser mit positivem Jahresergebnis sank stark ab von 48 Prozent im Vorjahr auf 36 Prozent in 2020. Dabei spielt die Trägerschaft eine wichtige Rolle: 63 Prozent der Häuser in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft weisen ein defizitäres Ergebnis aus. Sogar bei den privaten Häusern schreibt nun bereits jedes dritte Haus rote Zahlen (38%). Die große Mehrheit der Häuser (83%) rechnet zudem mit einer deutlichen Verschlechterung der Situation in den kommenden fünf Jahren.

Finanzieller Druck bremst Weiterentwicklung der Krankenhäuser in strategischen Zukunftsthemen

In der angespannten Situation konzentrieren sich die Häuser darauf, ihre Ergebnisse zu verbessern und nehmen hierbei verstärkt strategische Hebel in den Fokus. So gewinnt der Ausbau des ambulanten Portfolios in den Augen der Studienteilnehmer deutlich an Bedeutung. Weiterhin setzen jedoch viele Kliniken weiter auf die Steigerung stationären Umsätze – eine Hoffnung, welche sich nur für wenige realisieren dürfte.

Im Bereich Digitalisierung steigen die Ausgaben kontinuierlich: Der Anteil der befragten Kliniken, die über 2 Prozent ihres Umsatzes für die IT ausgeben hat sich gegenüber 2017 (9%) nun mehr als verdreifacht (31%). Das Hauptaugenmerk liegt heute dabei jedoch weiterhin auf Basisaufgaben wie der Sicherstellung des Betriebs und einer ausreichenden IT-Sicherheit. Zukunftsgerichtete Themen, wie die Verbesserung der Versorgungsqualität über neue digitale Geschäftsmodelle sind dagegen aus dem Fokus gerückt.

„Die weitere Digitalisierung der Krankenhäuser ist für eine moderne Gesundheitsversorgung unumgänglich“, sagt Magunia. „Zukünftig stehen die Kliniken hierzulande jedoch vor der Herausforderung steigender IT-Kosten bei gleichzeitigem Fachkräftemangel und gewaltigen Personalherausforderungen.“

Daneben gewinnt ein weiteres Thema immer größere Bedeutung: Die Nachhaltigkeit. Rund 90 Prozent der Häuser schätzen die Rolle der Nachhaltigkeit beim Beschaffungsprozess als relevant ein. Dennoch wird deutlich: In der aktuellen Situation sind Krankenhäuser nicht in der Lage für einen Ausbau der Nachhaltigkeit auch die notwendigen Mittel aufzubringen.

Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen: https://bit.ly/3i9Qzwe

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Quelle: ots

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