Berlin (ots) –
Frauen sind meist die „Gesundheitsbeauftragten“ in ihren Familien¹ – doch über die Frauengesundheit wissen wir noch viel zu wenig. Der BILD-Frauengesundheitsgipfel am 19.11.2024 im Axel-Springer-Haus in Berlin rückte viele Bereiche der Frauengesundheit ins Rampenlicht und stellte die Frage, warum diese Themen nicht stärker gesellschaftlich und medizinisch beachtet werden.
Auch wechseljahresbedingte Beschwerden werden zu wenig beachtet und häufig unzureichend medizinisch versorgt. Im Gespräch mit Dr. Katrin Schaudig (Präsidentin der Deutschen Menopausegesellschaft) und Kati Degenhardt (Ressortleitung Leben und Gesellschaft bei BILD) stellte Prof. Dr. Andrea Rumler (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin) dar, dass Wechseljahresbeschwerden insbesondere am Arbeitsplatz kaum thematisiert werden und einen großen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen. In einer aktuellen Berechnung hatte sie die Kosten für Deutschland auf 9,4 Mrd. Euro jährlich beziffert.² Katja Burkard (Moderatorin, Autorin) schilderte, wie sie unter Wechseljahresbeschwerden gelitten hatte, bis eine Hormonersatztherapie ihr half.
In ihrer Begrüßung zum BILD-Frauengesundheitsgipfel betonte Lisa Paus (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), dass wir noch immer zu wenig über Frauengesundheit wissen. Die aktuelle Regierung habe die Forschungsgelder für die Frauengesundheit erhöht und sich dafür eingesetzt, dass die geschlechtersensible Medizin in die Approbationsordnung übernommen werden soll. Eines der lange vernachlässigten Themen, so Paus, sei auch die Menopause. Fast ein Viertel der Frauen in den Wechseljahren hätten die Arbeitsstunden reduziert.
Wechseljahre sind mit „alt werden“ verbunden
Im Rahmen des Themenblocks „Wechseljahre“ stellte Dr. Katrin Schaudig fest, dass Frauen nicht gerne über die Wechseljahre sprechen, weil diese ein Zeichen des Älterwerdens darstellen. Dies sei, so die Vorsitzende der Deutschen Menopausegesellschaft, ein erster „Point of no return“ im Leben der Frauen. Sie können nach den Wechseljahren nicht mehr schwanger werden.
Negative volkswirtschaftliche Auswirkungen für Deutschland
In einem wichtigen Lebensbereich werden Frauen in den Wechseljahren kaum unterstützt. Das berichtete Prof. Dr. Andrea Rumler. Sie hatte in der Studie MenoSupport über 2100 berufstätige Frauen über den Umgang mit Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz befragt.³ Über die Hälfte der Befragten hatten angegeben, dass das Thema am Arbeitsplatz tabu ist. Und die Frauen, so Prof. Rumler, zögen ihre Konsequenzen. Eine von zehn ist bereits aufgrund von Wechseljahresbeschwerden früher in Rente gegangen oder hat dies vor. Von Wechseljahresbeschwerden betroffene Frauen schlagen Beförderungen aus und eine von vier reduziert die Arbeitszeit.³ In einer aktuellen Berechnung ermittelte Prof. Rumler zusammen mit ihrem Kollegen Prof. Till Strohsal, dass der deutschen Volkswirtschaft pro Jahr ein Schaden von 9,4 Mrd. Euro entsteht.² Aufgrund eines durchschnittlichen wöchentlichen Ausfalls von einer halben Stunde bei allen 6,7 Mio. erwerbstätigen Frauen zwischen 50 und 67 Jahren entsteht ein Arbeitsausfall von fast 40 Mio. Stunden.²
Der Weg zurück zum eigenen Ich
Wie ein Weg heraus aus einem Alltag mit quälenden Wechseljahresbeschwerden aussehen kann, schilderte die Moderatorin und Autorin Katja Burkard. Nach einer längeren Leidensphase bekam sie endlich die Gewissheit, dass es sich um Wechseljahresbeschwerden handelte. Ihr Gynäkologe verschrieb ihr daraufhin Hormone. Nach einigen Wochen, so Burkard, sei es ihr spürbar besser gegangen. Sie habe das Gefühl gehabt, sie sei wieder sie selbst.
Hinweis: Besins Healthcare Germany hat den BILD-Frauengesundheitsgipfel als Sponsor unterstützt.
Quellen
1. Vgl. z. B. Gender Care Gap in der Gesundheitsversorgung – 84 Prozent der Mütter kümmern sich um Arzttermine der Kinder, https://ots.de/BUwNok, zuletzt abgerufen am 20.11.2024.
2. Pressemitteilung 46/2024. Deutsche Volkswirtschaft leidet unter den Wechseljahren. Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. https://ots.de/bHVpPK, zuletzt abgerufen am 20.11.2024.
3. Prof. Dr. Andrea Rumler, Julia Memmert, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. MenoSupport: Ergebnisüberblick zur deutschlandweiten Onlinebefragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz https://www.ifaf-berlin.de/projekte/menosupport/#ergebnisse, zuletzt abgerufen am 21.11.2024.
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Quelle: ots