Freitag, November 22, 2024

Von A bis E: Hepatitis erfolgreich bekämpfen

Berlin (ots) –

Bei einer Leberzirrhose denken viele an zu hohen Alkoholkonsum. Doch hinter einer vernarbten Leber können auch verschiedene Hepatitis-Viren stecken, die eine Leberentzündung (Hepatitis) verursachen. Eine akute Hepatitis kann je nach Form von selbst ausheilen. Gefährlich wird es, wenn die Hepatitis-Infektion chronisch wird. Die pharmazeutische Industrie arbeitet zusammen mit wissenschaftlichen Institutionen daran, auch chronische Formen in den Griff zu bekommen: Inzwischen gibt es neue Behandlungsstrategien gegen chronische Hepatitis B, C und D. Eine gute Nachricht zum Welt-Hepatitis-Tag!

Fünf Hepatitis-Viren sind bekannt – Hepatitis A, B, C, D und E. Sie sind eigentlich gar nicht miteinander verwandt, haben aber eines gemeinsam: Sie lösen eine Leberentzündung aus. „Am gefährlichsten sind die Hepatitis-B-, -C- und -D-Viren, weil sie zu einer chronischen Erkrankung führen können“, berichtet Dr. Matthias Wilken vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V. Werden die Leberzellen über viele Jahre zerstört, kann eine Leberzirrhose, also eine Vernarbung der Leber, oder sogar Leberkrebs entstehen. Im schlimmsten Fall ist die Leber so schwer geschädigt, dass eine Lebertransplantation ansteht. „Doch diese lebensgefährlichen Spätfolgen einer chronischen Hepatitis können durch rechtzeitige Diagnose und entsprechend frühzeitige Therapie verhindert werden. Für die betroffenen Patientinnen und Patienten bedeutet das nicht nur ein Erhalt der Lebensqualität, sondern oft auch, dass sie weiter im Arbeitsleben stehen können.“, so der BPI-Experte.

Schätzungsweise sind knapp 200.000 Menschen in Deutschland mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert (HCV) und mehrere Hunderttausend mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV). Weltweit leben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) 354 Millionen Menschen mit einer Hepatitis-B- oder -C-Infektion. Das Problem: Nicht alle Betroffenen haben typische Symptome wie gelblich verfärbte Haut oder Augen oder andere Beschwerden wie etwa Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen und Fieber. „Viele Betroffene merken gar nichts von ihrer Erkrankung, während gleichzeitig immer mehr Leberzellen untergehen“, berichtet BPI-Experte Wilken. Umso wichtiger, dass es inzwischen neue Behandlungsstrategien gibt, mit denen Menschen mit einer chronischen Hepatitis oder gar Leberzirrhose behandelt werden können.

Hepatitis C: Neue Arzneimittel wirken direkt in den Leberzellen

Lange hat sich die pharmazeutische Forschung auf die Therapie der Hepatitis-C-Infektion konzentriert, denn diese verläuft meistens chronisch. Zudem gibt es keine Impfung – im Unterscheid zu Hepatitis A und B, wobei eine Impfung gegen Hepatitis B zudem aktiv vor Hepatitis D schützt. Noch vor 25 Jahren lag die Heilungsquote der chronischen Lebererkrankung Hepatitis C bei fünf bis zehn Prozent. Dank neuer Arzneimittel, der sogenannten „Direct Acting Antiviral Agents“ (DAA) können heute mehr als 95 Prozent der Betroffenen geheilt werden. „Die DAA wirken direkt in den Leberzellen. Sie bewirken unter anderem, dass das Virus seine benötigten Eiweiße nicht bilden und sich auch nicht vermehren kann.“, erklärt Wilken. Diese Arzneimittel sind ein Meilenstein in der Therapie, sehr wirksam und dabei gut verträglich.

Hepatitis B: Therapeutischer Impfstoff kurbelt Immunsystem an

Eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) verläuft nicht so häufig chronisch wie eine Hepatitis-C-Infektion. Allerdings ist das weltweit unterschiedlich – in Europa sind nur zwei bis fünf Prozent der Hepatitis B-Betroffenen chronisch krank. Allerdings ist die Gefahr eines chronischen Verlaufs bei älteren oder multimorbiden Menschen deutlich größer. Bei Säuglingen, die sich unter der Geburt bei der Mutter anstecken, wird die Infektion zu 90 Prozent chronisch. Übertragungswege sind insbesondere: Hygienemängel bei Tätowierungen und Piercings, der gemeinsame Gebrauch von Injektionsspritzen und Sexualkontakte.

Als Standardtherapie gegen eine chronische Hepatitis B-Infektion haben sich antivirale Medikamente etabliert, welche die Virusvermehrung direkt hemmen: Hier stehen verschiedene sogenannte Nukleosid- und Nukleotidanaloga zur Verfügung. Sie müssen in der Mehrzahl der Fälle als Dauermedikation eingenommen werden. Hoffnung macht jetzt ein therapeutischer Impfstoff. „Im Unterschied zu einer Impfung, die vor einer Infektion schützen soll, wird ein therapeutischer Impfstoff zur Heilung einer bestehenden Infektion eingesetzt. Therapeutische Impfstoffe stärken dabei das körpereigene Immunsystem, damit es das Virus selbst bekämpfen kann“, berichtet Wilken. Eine klinische Studie läuft zurzeit.

Hepatitis D: Arzneimittel verhindert Eintritt der Viren in die Zelle

Das Hepatitis-D-Virus (HDV) ist ein Sonderling unter den Hepatitis-Viren: Es kann nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus existieren. Es braucht dessen Hülle zur Vermehrung. Übertragen wird HDV wie HBV über Blut und Körperflüssigkeiten. Hepatitis D gilt als das gefährlichste unter den Hepatitis-Viren. Die Leber wird durch die Co-Infektion mit Hepatitis D, zusätzlich zur Hepatitis-B-Infektion, deutlich schneller geschädigt. Ein Lichtblick: Seit 2020 ist ein erstes antivirales Medikament gegen eine chronische Hepatitis D-Infektion zugelassen. „Das Arzneimittel verhindert, dass Hepatitis-B- und -D-Viren in die Leberzellen eindringen können, indem die Eintrittspforte blockiert wird“, erklärt Dr. Wilken. „So hemmt der Wirkstoff die Vermehrung der Hepatitis-D-Viren und verbessert die Leberfunktion deutlich.“ Eine weitere gute Nachricht: Eine vorbeugende Impfung gegen HBV schützt auch vor HDV.

Impfung ist die beste Vorsorge

Spätfolgen einer chronischen Hepatitis lassen sich durch diese neuen Therapieansätze verhindern und Betroffenen kann die Sorge genommen werden, andere Menschen anzustecken. Die beste Vorsorge ist allerdings die Impfung. „Gegen Hepatitis A und B – und damit auch gegen Hepatitis D – gibt es hierzulande eine sichere Impfung“, sagt Wilken. Zudem haben gesetzlich Versicherte in Deutschland ab dem vollendeten 35. Lebensjahr einmalig den Anspruch, sich bei einem Gesundheits-Check-up auf Hepatitis B und C testen zu lassen.

Das ABC der Hepatitis

Hepatitis A: Das Hepatitis-A-Virus (HAV) ist das „harmloseste“ unter den Hepatitis-Viren, denn eine HAV wird nie chronisch. Die Hepatitis A kommt vor allem in wärmeren Ländern vor, wo die hygienischen Bedingungen mangelhaft sind. Durch Schmierinfektionen auf Toiletten, über Badewasser, Eiswürfel oder verunreinigte Nahrungsmittel können sich die Viren übertragen. Deshalb gilt die Hepatitis A als „Reiseinfektion“. Gegen das Virus gibt es eine sichere Impfung.

Hepatitis B: Das Hepatitis-B-Virus (HBV) wird über Körperflüssigkeiten und Blut übertragen. Es gibt eine sichere Impfung. Akute Hepatitis B entwickelt sich bei insgesamt etwa fünf bis zehn Prozent der immunkompetenten Patientinnen und Patienten zu einer chronischen Erkrankung.

Hepatitis C: Eine Infektion mit Hepatitis-C-Viren (HCV) verläuft in 70 Prozent der Fälle chronisch. Es existiert keine Impfung. Eine Hepatitis C wird in der Regel durch Kontakt mit dem Blut eines Infizierten übertragen. Am häufigsten kommen Infektionen unter Menschen zustande, die nicht sterilisierte Spritzen zum Drogenkonsum tauschen. Auch durch unsterilisierte Nadeln für Tätowierungen und Body-Piercings können die Viren übertragen werden.

Hepatitis D: EineHepatitis-D-Infektion gilt als die „Devil“-Variante unter den Hepatitis-Infektionen, weil sie am gefährlichsten ist. Sie kommt nur als Co-Infektion mit einer Hepatitis B vor. Die Impfung gegen HBV schützt auch vor HDV.

Hepatitis E: In den Industrieländern inklusive Deutschland findet hauptsächlich eine Übertragung über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- beziehungsweise Wildfleisch und daraus hergestellten Produkten statt. Die Infektion heilt in den allermeisten Fällen von selbst aus. Gegen die Hepatitis E gibt es in Europa derzeit keinen zugelassenen Impfstoff.

Pressekontakt:
Andreas Aumann (Pressesprecher), Tel. 030 27909-123, aaumann@bpi.de
Laura Perotti (Stellvertretende Pressesprecherin), Tel. 030 27909-131, lperotti@bpi.de
Original-Content von: BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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