Freitag, Dezember 6, 2024

Weltimpfwoche: Deutsche empfinden Verteilung von Covid-19-Impfstoffen als ungerecht / Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ warnt vor steigender humanitärer Not durch Impfnationalismus

Bonn (ots) – 71 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die weltweite Verteilung von Covid-19-Impstoffen derzeit nicht gerecht verläuft. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen YouGov-Umfrage hervor, die das Nothilfebündnis „Aktion Deutschland Hilft“ anlässlich der derzeit laufenden Weltimpfwoche der WHO beauftragt hat. Daten zum globalen Impfgeschehen bestätigen die Einschätzung der Befragten: Während in vielen reichen Ländern bereits jeder vierte Bürger eine Impfung erhalten hat, ist es in ärmeren Ländern bislang nur jeder 500ste. Das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen warnt: Durch dieses Ungleichgewicht wird die weltweite Hunger- und Armutsbekämpfung um Jahre zurückgeworfen und die Anzahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, weiter steigen.

„Die sekundären Folgen der Corona-Pandemie wie steigende Lebensmittelpreise oder das Wegfallen von Arbeitsplätzen haben ärmere Länder stark getroffen. Viele Menschen können deshalb ihre Familien nicht mehr ernähren“, erklärt Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von „Aktion Deutschland Hilft“. Bereits im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl der Hilfsbedürftigen durch die Corona-Pandemie um 40 Prozent – auf 235 Millionen Menschen weltweit. „Wenn die reichen Industrienationen weiterhin ohne den nötigen Weitblick einen Großteil des verfügbaren Covid-19-Impfstoffs für sich beanspruchen, werden die Menschen in ärmeren Ländern noch lange unter den Folgen der Pandemie leiden. Die Kosten der steigenden Not werden wiederum auch für reiche Nationen zur Herausforderung. Bereits jetzt ist der weltweite Bedarf an humanitärer Hilfe finanziell kaum noch zu stemmen.“

Pandemiebekämpfung gelingt nur weltweit

Das Ungleichgewicht bei der Impfstoffverteilung ist jedoch nicht nur aus moralischen Gesichtspunkten problematisch: Denn solange das Virus sich in Teilen der Welt weiter ausbreiten kann, steigt laut Experten auch die Gefahr neuer Virusmutationen. „Die Pandemie kann nur weltweit beendet werden. Ärmere Länder müssen die Möglichkeit haben, Gesundheitspersonal und Risikogruppen zu impfen, bevor andernorts die gesamte Bevölkerung geimpft wird“, fordert Roßbach. Auch diese Einschätzung teilen die Deutschen: 74 Prozent der Umfrageteilnehmer halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass ärmere Länder die gleichen Rechte und den gleichen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen haben wie reiche Länder.

Das Verteilungsproblem lösen: Bereitstellung und Befähigung

Um eine gerechtere Verteilung von Covid-19-Impfstoffen zu erreichen, sprechen sich 26 Prozent der Befragten dafür aus, dass alle Länder zum Beispiel durch Aufhebung des Patentschutzes selbst zur Impfstoffherstellung befähigt werden. Weitere 21 Prozent sehen eine gerechtere Verteilung erreicht, wenn ärmere Länder Impfstoff kostenlos oder stark vergünstig erhalten. „Diese Lösungsansätze sind längerfristig sicher eine Möglichkeit, um die weltweite Verfügbarkeit zu erhöhen.Aufgrund der aktuellen Marktlage für Impfstoff und der anhaltenden Ablehnung der Industrienationen, den Patentschutz aufzuheben, ist ein schneller Impferfolg in ärmeren Ländern damit aber erstmal ausgeschlossen“, sagt Roßbach. „Kurzfristig effektiver wären deshalb Impfstoffspenden, die ärmere Länder sofort einsetzen können. Vor allem Staaten, die mehr Impfstoff besorgt haben, als sie für ihre Bevölkerung benötigen, sollten sich hier solidarisch zeigen.“

Weitere Herausforderungen: Infrastruktur und Aufklärung

Nach Einschätzung von humanitären Experten ist die Bereitstellung von Impfstoff aber nur eine der Herausforderungen in der weltweiten Pandemiebekämpfung: Infrastruktur und Gesundheitssysteme sind vielerorts nicht gut ausgebaut, was besonders die Impfstoffversorgung der Menschen in ländlichen Regionen erschwert. Außerdem berichten einige Länder von Akzeptanzproblemen der Impfstoffe, die durch Berichte über Nebenwirkungen oder Fehlinformationen entstehen. „Es sind die gleichen Herausforderungen bei der Umsetzung der Impfkampagne, die wir auch in Deutschland beobachten können. Daher ist es wichtig, dass die zur Verfügung gestellten Gelder auch in Aufklärungskampagnen und Logistik investiert werden. Denn selbst der beste Impfstoff ist nutzlos, wenn die Menschen ihn nicht nutzen wollen oder er gar nicht erst bei ihnen ankommt“, sagt Roßbach.

Kurzprofil Aktion Deutschland Hilft e.V.

„Aktion Deutschland Hilft“ ist das 2001 gegründete Bündnis von deutschen Hilfsorganisationen, die im Falle großer Katastrophen ihre Kräfte bündeln, um schnelle und effektive Hilfe zu leisten. Die beteiligten Organisationen führen ihre langjährige Erfahrung in der humanitären Hilfe zusammen, um so die bisherige erfolgreiche Arbeit weiter zu optimieren. Unter einem gemeinsamen Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft Köln ruft das vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) geprüfte und vom Deutschen Spendenrat zertifizierte Bündnis zu solidarischem Handeln und Helfen im Katastrophenfall auf www.aktion-deutschland-hilft.de

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.030 Personen zwischen dem 14.04. und 16.04.2021 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Pressekontakt:
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Tel.: 0228/ 242 92 – 222
Fax: 0228/ 242 92 – 199
E-Mail: [email protected]
Original-Content von: Aktion Deutschland Hilft e.V., übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

Mehr vom Autor

Schädigen Abführmittel den Darm? / Verstopfungsmythen im Check

Frankfurt am Main (ots) - Verstopfung ist unangenehm. Das hat fast jeder schon einmal erlebt. Was wäre...

Faire Zusammenarbeit mit freien Journalist:innen: Wort & Bild Verlag unterzeichnet Code of Fairness der Freischreiber

Baierbrunn (ots) - Für die Apotheken Umschau und alle seine Marken unterzeichnet der Wort & Bild Verlag...

Wenn heißer Tee zur Lebensgefahr wird: „Ich hatte Angst, meine kleine Tochter zu verlieren“

München/Kirchheim unter Teck (ots) - "Mamma! Da, da!" Marlene ist 15 Monate alt, seit ein paar Monaten...

Strategien zur persönlichen Bewältigung der Polykrise / Lebensqualität durch Coaching und Psychotherapie zurückgewinnen

München (ots) - Seit Jahren spitzt sich die Polykrise, wie der Sozialwissenschaftler Dr. Stefan Kroll das parallele...

Ähnliche Artikel

Advertismentspot_img

Neueste Beiträge

Schädigen Abführmittel den Darm? / Verstopfungsmythen im Check

Frankfurt am Main (ots) - Verstopfung ist unangenehm. Das hat fast jeder schon einmal erlebt. Was wäre also leichter als der Griff zu einem...

Faire Zusammenarbeit mit freien Journalist:innen: Wort & Bild Verlag unterzeichnet Code of Fairness der Freischreiber

Baierbrunn (ots) - Für die Apotheken Umschau und alle seine Marken unterzeichnet der Wort & Bild Verlag den Code of Fairness des Berufsverbands Freischreiber....

Wenn heißer Tee zur Lebensgefahr wird: „Ich hatte Angst, meine kleine Tochter zu verlieren“

München/Kirchheim unter Teck (ots) - "Mamma! Da, da!" Marlene ist 15 Monate alt, seit ein paar Monaten kann sie laufen. Sie brabbelt, wuselt durchs...