Düsseldorf (ots) –
Hodenkrebs tritt oft in einem frühen Alter auf. In der Altersgruppe zwischen 15 und 45 Jahren ist er die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Während der Tumor in der Regel gut therapierbar ist, erleidet etwa ein Fünftel der Betroffenen einen Rückfall und gilt danach als therapieresistent. Ein Großteil dieser Patienten leidet an einem sogenannten Dottersacktumor. Ein Verbund von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Universitätskliniken in Düsseldorf, Köln, Hamburg-Eppendorf und Göttingen untersucht diese bislang wenig erforschte Hodenkrebsart nun genauer. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Krebshilfe mit 700.000 Euro gefördert. Die Standardbehandlung von Patienten mit Hodenkrebs ist eine Operation mit nachfolgender Chemotherapie. Bei den meisten Hodenkrebsarten führt dieser Therapiepfad zu hohen Heilungsraten. Eine Untergruppe von Hodenkrebs, die Dottersacktumoren, sind hingegen oft behandlungsresistent. Obwohl sie für einen großen Teil der Todesfälle von Patienten mit Hodenkrebs verantwortlich sind, ist bisher wenig über die Biologie dieser Tumoren bekannt.
Die Entstehung
Dottersacktumoren treten oft als Mischtumoren in Kombination mit anderen Hodenkrebsarten auf. Dabei können sich die Tumorzellen aus den Zellen anderer, gut behandelbarer Hodentumoren entwickeln. Die dahinterstehenden Mechanismen sind jedoch kaum erforscht – das soll sich jetzt ändern. Die Deutsche Krebshilfe fördert daher ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Professor Daniel Nettersheim, Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Wir untersuchen die einzelnen Stadien der Tumorentstehung im Detail. Mit einem besseren Verständnis dieser Entwicklung lassen sich neue Therapieziele identifizieren. Perspektivisch könnten wir dann mit Medikamenten das Auswachsen eines Dottersacktumors in einem frühen Stadium beziehungsweise während der Standard-Chemotherapie unterbinden“, so der Projektleiter.
Den Therapierfolg vorhersagen
Zu den Dottersacktumoren gehören allerdings mehrere Subtypen. Diese können sich hinsichtlich ihrer Aggressivität und des Ansprechens auf Therapien unterscheiden. Damit Ärzte und Ärztinnen eine Vorhersage darüber treffen können, ob ein Patient mit einem Dottersacktumor auf bestimmte Wirkstoffe ansprechen wird, müssen sie daher in der Lage sein, die unterschiedlichen Subtypen des Tumors zu diagnostizieren. Um dies zukünftig zu ermöglichen, erstellt der Forscherverbund um Nettersheim einen Atlas der verschiedenen Dottersacktumor-Subtypen und ihren jeweiligen Besonderheiten und Resistenzmechanismen.
Den Austausch stärken
Eine weitere Hürde bei der Behandlung von Dottersacktumoren ist die Seltenheit der Krankheit. Denn für Krebserkrankungen, die nur wenige Patienten betreffen, gibt es oft noch keine standardisierte Therapieempfehlung. Dieses Defizit will der Verbund ebenfalls beseitigen, indem er die Vernetzung der Behandelnden untereinander stärkt. Dazu gehören zum Beispiel Klinik-übergreifende Tumorboards, in denen die Ärzte der vier beteiligten Universitätskliniken besonders komplizierte Patientenfälle besprechen und dabei Erkenntnisse aus ihrer Forschungsarbeit in die Diagnose und Therapieplanung miteinbeziehen. Daneben findet am Universitätsklinikum Düsseldorf regelmäßig der „Düsseldorfer Testis Cancer Day“ statt, eine Fachkonferenzreihe, um den wissenschaftlichen Austausch zu den unterschiedlichen Arten von Hodenkrebs zu fördern.
Translationale Onkologie
Das wissenschaftliche Verbundprojekt wird im Rahmen des Förderschwerpunktprogramms „Translationale Onkologie“ der Deutschen Krebshilfe gefördert. Mit diesem Programm unterstützt sie Forschungsvorhaben, die im Labor gewonnene Erkenntnisse in Form verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten direkt ans Krankenbett bringen sollen. „Das Forschungsprojekt von Professor Nettersheim ist das erste, das den Dottersacktumor derart in den Fokus nimmt. Bislang gibt es für Patienten mit dieser seltenen Tumorart keine auf sie zugeschnittenen Diagnose- oder Therapieverfahren – ein Umstand, der sich mit diesem Verbundprojekt hoffentlich ändern wird. Denn auch für seltene Tumorarten brauchen wir gute therapeutische Möglichkeiten“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
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