Berlin (ots) – Das bekannte Potenzial der Transplantationschirurgie lässt sich nur dann ausreichend nutzen, wenn auch genügend Spenderorgane zur Verfügung stehen. Darauf macht auch der Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC), Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer, nachdrücklich aufmerksam. Deutschland liegt seit längerem bei der Zahl der Organspender in Europa auf einem der hinteren Plätze, was die Statistik der International Registry in Organ Donation and Transplantation (IRODaT) belegt. Am 5. Juni 2021 findet nun der diesjährige Tag der Organspende statt, er steht unter dem Motto „Entscheide dich“.
Unter diesem Aspekt appelliert H.-J. Meyer: „Wir können die Bevölkerung nicht oft genug auffordern, sich mit diesem schwierigen und gesellschaftlich relevanten Thema zu befassen: Treffen Sie ihre persönliche, selbstbestimmte Entscheidung und dokumentieren Sie diese in einem Organspendeausweis. Nur bei einem solchen Nachweis ist die Transplantationschirurgie dann auch in der Lage, effektiver helfen zu können.“
Laut IRODaT steht Spanien im europäischen Vergleich im Jahr 2020 mit 37,4 postmortalen Organspenderinnen und -spendern pro eine Million Einwohner an der Spitze. Deutschland hingegen liegt mit 11,0 fast ganz am Ende. Besser positioniert sind zum Beispiel Österreich (23,9), Tschechien (23,3) oder Italien (21,6). Unabhängig von der teilweise bestehenden Möglichkeit der „Lebendspende“ eines Organs, ist es nach Meinung des Bundesgesundheitsministers als positiv einzustufen, dass die Organspenderzahlen in Deutschland während der Pandemie – im Jahr 2019 waren es 932 Spender, 2020 immer noch 913 – im Gegensatz zu anderen Ländern nahezu stabil geblieben sind. Dies ist sicherlich mitbedingt durch die zur Verfügung stehende Unterstützung der 2019 eingerichteten Koordinationsstelle für die Organspende. Allerdings meldet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) nun von Januar bis April 2021 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum leichte Rückgänge. Bei den Organspendern sind es 1,8 Prozent, bei den gespendeten Organen 3,3 Prozent und bei den transplantierten Organen 3,5 Prozent.
Eine Steigerung der Spenderzahlen ist also anzustreben, denn mehr als 9.000 Menschen warten in unserem Land auf ein Spenderorgan. „Schwer kranken Patienten könnte durch eine Organtransplantation geholfen werden. Die Transplantationsmedizin hat sich dabei in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt. Das kann sich natürlich nur auswirken, wenn auch eine ausreichende Zahl an postmortalen Spenderorganen zur Verfügung steht“, so der BDC-Präsident. Selbst eine negative Entscheidung zur Organspende ist wichtig, denn sie schafft Klarheit für Angehörige und nimmt ihnen im Zweifelsfall eine schwierige Belastung ab. Der Tag der Organspende soll aber nicht nur zu einer Entscheidung aufrufen, vielmehr ist auch allen Organspendern und ihren Familien für ihre Bereitschaft zur Organspende ganz besonders zu danken.
Im Januar 2020 hatte der Deutsche Bundestag die sogenannte doppelte Widerspruchslösung zur Organspende abgelehnt. Es bleibt damit in Deutschland bei der Entscheidungslösung: Eine Organspende ist nach wie vor nur bei Einwilligung zu Lebzeiten oder Zustimmung des nächsten Angehörigen möglich. Allerdings möchte man in Zukunft die Spendenbereitschaft verstärkt und regelmäßiger hinterfragen und vermehrt Informationsmaterial zur Verfügung stellen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll zudem ein Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende einrichten. Geregelt ist das alles im Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende. Es tritt am 1. März 2022 in Kraft.
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