Wiesbaden (ots) –
Leben ohne Sucht ist das primäre Ziel – doch dies schaffen viele Rauchende nicht. Für sie ist das Leben in Abhängigkeit eine Realität. Daher thematisierte die Thrombose Initiative e.V. unter Mitwirkung von Martin Storck, Lion Shahab und Knut Kröger im Rahmen in einer Sitzung auf der 130. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden die Alternativen zum Zigarettenkonsum.
Verbrennungsfreie nikotinfreisetzende Produkte wären für die Rauchenden, die den Rauchstopp nicht schaffen, eine Möglichkeit, zumindest ihre Schadstoffexposition bedeutend zu reduzieren. Auch wenn der sogenannte Dual-Use, also das Nebeneinander von Verbrennungszigaretten und E-Zigaretten, oft als gefährlich angesehen wird, ebnet jede Verbrennungszigarette, die nicht konsumiert wird, effektiv den Weg in die Schadstoffreduktion. Die Schädlichkeit von E-Zigaretten wird häufig an ihrem Effekt auf die flussmediierte Vasodilatation (FMD) der Gefäße festgemacht. Hier werden aber meist nur kurzfristige Effekte gemessen, die nicht den langfristigen Schaden voraussagen.
Sucht bekämpft man nicht mit Verboten
Die Attraktivität, die E-Zigaretten offenbar für Jugendliche haben, werden zum Teil auf enthaltene Aromen zurückgeführt, weshalb ein generelles Verbot dafür gefordert wird, das für Verbrennungszigaretten und Tabakerhitzer bereits gilt. Lion Shahab, Leiter des Department of Behavioural Science and Health des University College London stellte dazu auf der 130. Jahrestagung der DGIM erste Untersuchungen aus den USA von der Yale School of Public Health vor. Danach reagieren junge Erwachsene, die aromatisierte E-Zigaretten nutzen, unterschiedlich auf ein Verbot von E-Zigaretten-Aromen. Bei einem realen Verbot ist die zweithäufigste Reaktion derjenigen, die ausschließlich E-Zigaretten nutzen, auf das Rauchen von Verbrennungszigaretten umzusteigen. Dies kann nicht im Sinne der definierten gesundheitspolitischen Ziele sein. Alle Maßnahmen, die junge Menschen vom Einstieg in das Tabakrauchen abhalten, sind unterstützenswert. Eine Sucht mit einem einfachen Verbot zu bekämpfen, scheint so nicht zu funktionieren. Eine Arbeitsgruppe der Ohio State University schreibt in einer aktuellen Publikation: „Verbote von E-Zigaretten mit Nicht-Tabak-Aromen einschließlich Menthol, können dazu führen, dass Produkte, die von Erwachsenen […] bevorzugt werden, nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Wenn solche E-Zigaretten für daran gewöhnte Verbraucher nicht mehr erhältlich sind, könnte dies dazu führen, dass sie auf unsichere Produkte vom Schwarzmarkt zurückgreifen oder auf herkömmliche Tabakzigaretten umsteigen. Dazu passen auch die Ergebnisse von Gravely et al. von der University of Waterloo, Ontario in Kanada. Sie berichten, dass die Mehrheit der regelmäßigen Dampfer in Kanada und den USA Nicht-Tabak-Aromen verwendet. Die Zufriedenheit mit dem Dampfen und die Attraktivität von Frucht- und Süßigkeitenaromen sind bei diesen Nutzern ausgeprägter.
Ist ein Aromaverbot sinnvoll?
Obwohl es nicht den Anschein hat, dass bestimmte Geschmacksrichtungen zu einer größeren Bereitschaft führen, mit dem Rauchen aufzuhören, sind tabakfreie Geschmacksrichtungen bei ehemaligen Rauchern beliebt, die jetzt ausschließlich E-Zigaretten konsumieren. Künftige Forschungsarbeiten sollten die wahrscheinlichen Auswirkungen eines Verbots von Aromen auf diejenigen ermitteln, die E-Zigaretten nutzen, um mit dem Rauchen aufzuhören oder gleich ganz abstinent zu bleiben. Der Zwiespalt zwischen Jugendschutz und Raucherentwöhnung muss auch in Deutschland diskutiert werden und die Auswirkung eines Aromaverbots auf beide Aspekte sollte untersucht werden.
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Prof. Dr. Knut Kröger
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