Donnerstag, April 25, 2024

Gute Aussichten: Fortschritte in der Sepsis-Therapie

Berlin (ots) –

Mehr als 400.000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an einer Sepsis, im Volksmund Blutvergiftung. Über 75.000 versterben daran. Um das zu verhindern, ist es entscheidend, die infektionsbedingte Überreaktion des Immunsystems schnell mit den richtigen Medikamenten zu behandeln. Neue Testverfahren und Therapieansätze verfolgen das Ziel, die Erreger schnellstmöglich zu bestimmen und frühzeitig die richtigen Arzneimittel einzusetzen. Eine gute Nachricht!

Sepsis: Schwerer Infektionsverlauf

Ob bei einer Wunde auf der Haut, einer Lungenentzündung oder einer Blasenentzündung: Wenn Erreger – wie zum Beispiel Bakterien, Viren oder Pilze – in unseren Körper eindringen, reagieren wir mit einer Entzündung. Wenn die körpereigenen Abwehrkräfte jedoch wie im Falle einer Sepsis zu schwach sind und sich Entzündungen im Blutkreislauf ausbreiten, kann das Immun- und Gerinnungssystem des Körpers versagen. Die Folge sind schwerwiegende Funktionsstörungen der inneren Organe, die ohne eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie tödlich verlaufen. Studien zeigen, dass insbesondere Covid-19-Patienten, ein besonders hohes Risiko haben, an einer Sepsis zu erkranken – sie gilt als Haupttodesursache in Folge eines schweren Infektionsverlaufs.

Tückische Zeitbombe

Da die Symptome einer Sepsis nicht immer eindeutig sind, nehmen Ärztinnen und Ärzte bei Verdacht auf eine Sepsis Blut ab, um den spezifischen Krankheitserreger genau zu bestimmen. Doch eine Laborauswertung kann mitunter zwei Tage dauern. „Je später man eine Sepsis medikamentös behandelt, desto höher ist das Risiko für weitere Komplikationen“, sagt Dr. Matthias Wilken, Apotheker beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI). Bisher gibt der Arzt in der Regel vorsorglich ein Breitspektrum-Antibiotikum und leitet Maßnahmen ein, die den Patienten stabilisieren und seine Symptome behandeln. „Das können zum Beispiel kreislaufstabilisierende Infusionen sein“, so Dr. Wilken. Um die Erreger künftig noch schneller identifizieren zu können, entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Verfahren, wie zum Beispiel Schnelltests, mit denen sich Erreger und mögliche Resistenzen bereits nach wenigen Stunden feststellen lassen. Dadurch können schneller die richtigen Antibiotika gegeben werden. „Aktuelle Forschungsprojekte zielen zudem darauf ab, beispielsweise mithilfe künstlicher Intelligenz, die optimale Antibiotikadosis für einen Patienten zu bestimmen und ihn parallel zu überwachen“, erklärt Dr. Wilken.

Viele Wege führen zum Ziel

Am häufigsten versterben Menschen an einer Sepsis in Folge der Zerstörung der sogenannten „Endothelfunktion“ ihrer Blutgefäße. Unter einem Endothel versteht man die innere Haut von Blutgefäßen, die diese dichthält. Doch bei Entzündungen oder Infektionen zerstören Eindringlinge – wie zum Beispiel Bakterien – diese zarten Blutgefäßwände. Es kann eine Kaskade in Gang kommen, die zu einem kompletten Zusammenbruch des Blutkreislaufs, zur Unterversorgung innerer Organe und letzten Endes zum Tod des Patienten führt. Genau hier setzen neue, gezielte Therapien an: „So wird beispielsweise an einem biotechnologischen Therapieansatz geforscht, der innerhalb weniger Minuten einem Multiorganversagen in Folge einer Sepsis entgegenwirken könnte. Ein monoklonaler Antikörper bindet an ein spezifisches Hormon, wodurch die Kaskade unterbrochen und der Blutkreislauf stabilisiert wird“, erklärt Dr. Wilken. Zudem fanden Forschergruppen heraus, dass die körpereigene Immunabwehr gegenüber bestimmten Bakterien durch Gabe des Essigsäuresalzes Natrium-Acetat gestärkt wird, so dass der Körper besser mit der schweren Infektion fertig werden kann. „Bei Fällen, die auf multiresistente Bakterien zurückzuführen waren, konnten Injektionen mit dem Essigsäuresalz den Krankheitsverlauf deutlich abschwächen“, ergänzt Dr. Wilken. Gute Nachrichten für die zukünftige Sepsis-Therapie!

Pressekontakt:
Andreas Aumann (Pressesprecher), Tel. 030 27909-123, [email protected]
Original-Content von: BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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