Donnerstag, März 28, 2024

Gefangen im Diagnose-Dschungel / Neuartiges Verfahren sorgt für Gewissheit

Wiesbaden (ots) –

Beklemmendes Engegefühl, Kurzatmigkeit und Schmerzen die vom Brustkorb bis in den Kiefer ausstrahlen – die vermeintlichen Anzeichen für einen Herzinfarkt. Doch was ist, wenn es sich hierbei nicht um die Ursache handelt, die Symptome immer wieder auftreten und Ärzt:innen psychische Probleme als Grund für die Beschwerden ausmachen? Ramona K. erlebte genau diesen Albtraum. Erst dank eines neuartigen Verfahrens konnte der Ursprung für die wiederkehrenden Beschwerden ausgemacht werden, sodass die 50-Jährige endlich eine handfeste Diagnose bekam.

Hirngespinst oder Lebensbedrohung?

Da Ramona K. nur wenige Monate zuvor wiederholt einen Herzinfarkt erlitten hatte, war die Angst groß, als bei ihr Ende 2018 erneut die dafür typischen Symptome auftraten: „Mein Partner verständigte sofort den Notarzt, doch keine der im Krankenhaus durchgeführten Untersuchungen deuteten auf einen neuen Infarkt hin und auch das EKG war unauffällig“, berichtet die gebürtige Kölnerin. Durch die Behandlung mit einem Nitrospray, das die Gefäße erweitert und unter anderem bei akuter Herzenge eingesetzt wird, verbesserte sich der Zustand von Ramona K. Allerdings konnten die Symptome nicht dauerhaft eingedämmt werden, stattdessen traten sie immer häufiger und über einen längeren Zeitraum auf. „Am Anfang verschwanden die Beschwerden nach etwa zehn Minuten wieder. Doch im Laufe der Zeit dauerte es teilweise bis zu einer halben Stunde, bevor ich mich langsam wieder besser fühlte und sich mein Körper entspannte“, erzählt die sonst so lebenslustige Frau.

Trotz verschiedener Untersuchungen bei diversen Expert:innen konnte einfach keine Ursache für Ramona K. gesundheitlichen Zustand gefunden werden. Über die Jahre äußerten die behandelnden Ärzt:innen immer häufiger die Vermutung, dass der Grund für ihre Beschwerden vermutlich psychischer Natur sei. „Das war wie ein Schlag in Gesicht, ich wusste genau, dass etwas nicht mit mir stimmte und obwohl es mir deutlich schlechter ging als zu Beginn, fühlte ich mich von den Ärzten immer weniger ernst genommen“, sagt sie.

Ursachenforschung

Ein Termin bei PD Dr. Matthias Lutz, Oberarzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Chefarzt für Innere Medizin an der Klinik in Preetz brachte die Wende und sorgte 2021 endlich für Gewissheit. „Da zunächst keine offensichtliche Ursache für die Symptome festgestellt werden kann, besteht oftmals eine physische und psychische Belastung für Betroffene. Denn die Beschwerden sind ja da, auch wenn es keine klassische erkennbare Ursache gibt“, schildert der Spezialist die Situation von Ramona K. und fügt hinzu: „In der weiterführenden kardiologischen Diagnostik untersuchen wir daher ausführlich, welche Gefäße für die Schmerzen oder das Unwohlsein verantwortlich sind.“ Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung fand bei Ramona K. die Prüfung der Funktion der großen Herzgefäßen, der Koronararterien, statt. Unter lokaler Narkose wird dabei über einen kleinen Schnitt am Arm ein Katheter eingeführt und bis zu den Gefäßen im Herzen geleitet. Hierüber verabreichte der behandelnde Experte ein Medikament das die Gefäßmuskulatur beeinflusst. Damit kann geprüft werden, ob das Herz mit den typischen Symptomen reagiert. Zusätzlich analysiert man dabei, ob sich die Gefäße verkrampfen und misst auch den Blutfluss in den Mikrogefäßen. „Bereits eine niedrige Dosis rief die bekannten Beschwerden hervor, so dass auf eine weitere Zugabe des Mittels verzichtet wurde“, berichtet die 50-Jährige.

Untersuchung bringt Klarheit

Zusätzlich wurde eine Messung der sogenannten fraktionellen und koronaren Flussreserven durchgeführt. Hierbei werden Informationen über die Versorgung des Herzes mit Blut und Sauerstoff gewonnen. Außerdem gibt die Messung Aufschluss darüber, ob und wie blockiert nicht nur die großen Herzkranzgefäße, sondern auch die kleinsten Gefäße, die sogenannte Mikrozirkulation ist. Als Alternative zu bisherigen Verfahren kommt dazu heutzutage der AbbottPressureWire X Druckmessdraht und die spezielle Software Coroventis CoroFlow zum Einsatz. Dieses System verfügt nicht nur über einen Druck-, sondern auch über einen speziellen Temperatursensor. Dies geschieht im Rahmen der gleichen Herzkatheteruntersuchung und dort erfolgen dann die notwendigen Messungen.

Basierend auf den durch die Untersuchung gewonnenen Informationen, konnte PD Dr. Lutz endlich die Ursache für die Beschwerden ausmachen: Mikrovaskuläre Spasmen, so der Name dieser Erkrankung welche Verkrampfungen in der Mikrovaskulatur, also den kleinsten Herzgefäßen, verursacht. „Nach so langer Zeit der Ungewissheit bin ich froh, dass es eine Erklärung für meine Beschwerden gibt“, freut sich Ramona K. „Ich muss niemanden mehr davon überzeugen, dass ich mir meinen Gesundheitszustand nicht einbilde, denn es gibt einen medizinischen Grund dafür.“ Mit der Diagnose konnte dann auch ein entsprechender Therapiefahrplan erstellt werden, der dazu beiträgt, dass Ramona K. gesünder und stärker in ihren Alltag zurückfindet.

Über Erkrankungen der Mikrovaskulatur

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung suchen jährlich circa 450.000 Menschen ein Krankenhaus aufgrund von Symptomen auf, die denen eines Herzinfarkts gleichen. Oftmals kann jedoch keine Verengung der Herzkranzgefäße festgestellt werden. Bei weiteren Untersuchungen im Krankenhaus wird bei etwa der Hälfte dieser Patient:innen eine sogenannte koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD) diagnostiziert. Hierbei handelt es sich um eine Verengung der kleinsten Gefäße, der Mikrovaskulatur, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. In Deutschland gibt es jährlich etwa 90.000 CMD-Neuerkrankungen[1].

Über Abbott

Abbott ist ein weltweit führendes Gesundheitsunternehmen, das Menschen in allen Lebensphasen zu einem vitaleren, gesünderen Leben verhilft. Daran arbeiten täglich mehr als 109.000 Mitarbeitende in 160 Ländern. Das Portfolio umfasst lebensverändernde Technologien aus den Bereichen Diagnostik, Medizinprodukte, Ernährung und Markengenerika.

In Deutschland ist Abbott seit über 50 Jahren mit einer breiten Palette an Healthcare-Produkten und -Dienstleistungen vertreten, unter anderem in den Bereichen Diagnostika und Medizinprodukte. Das Unternehmen beschäftigt in der Bundesrepublik über 3.000 Mitarbeiter an acht Standorten. Unter anderem verfügt Abbott über Produktionsstätten in Wiesbaden und Neustadt am Rübenberge. Am Hauptstandort in Wiesbaden befindet sich darüber hinaus das European Distribution Center.

Weitere Informationen finden Sie unter www.de.abbott, auf LinkedIn unter www.linkedin.com/company/abbott-/, auf Facebook unter www.facebook.com/Abbott und auf Twitter @AbbottNews.

[1] Rahman, H., et al., Heart2019;105:1536-1542 5. EAPCI expert consensus: Clinical use of intracoronary imaging, 2019

Pressekontakt:
Abbott Media:
Astrid Tinnemans, [email protected], 0173-954 23 75
Original-Content von: Abbott GmbH, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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