Donnerstag, Dezember 4, 2025

AOK meldet mehr Behandlungsfehler: Patientenanwalt erklärt, was zu tun ist – und ob es Millionenentschädigungen wirklich gibt

Lünen (ots) –

Jährlich zehntausende Verdachtsfälle – und doch bleiben die meisten ohne Folgen: Laut AOK stieg 2024 die Zahl der gemeldeten Behandlungsfehler erneut auf über 16.000. Besonders betroffen sind Operationen und orthopädische Eingriffe. Die Konsequenzen für Patienten sind oft dramatisch – körperlich, psychisch und finanziell. Wer nach einer falschen Behandlung Gerechtigkeit sucht, steht schnell vor einem Berg aus Gutachten, Anträgen und Gegengutachten.

Selbst klare Behandlungsfehler führen selten automatisch zu Entschädigungen. Ohne juristische Begleitung und medizinisches Fachwissen scheitern Betroffene fast immer. Dieser Beitrag erklärt, wie man nach einem Behandlungsfehler richtig vorgeht, welche Beweise entscheidend sind und weshalb die Höhe von Schmerzensgeld in Deutschland oft nicht das eigentliche Problem ist.

Wenn Vertrauen erschüttert wird

Ein Behandlungsfehler ist für die Betroffenen meist ein Schock. Neben körperlichen und seelischen Belastungen entstehen Verunsicherung und Misstrauen: Was ist schiefgelaufen? Wer trägt Verantwortung? Und wie lässt sich das eigene Recht durchsetzen? Solche Fragen stellen sich vielen Patientinnen und Patienten, die nach einem medizinischen Eingriff plötzlich mit unerwarteten Folgen leben müssen.

Schritt 1: Ruhe bewahren und Beweise sichern

Nach einem Verdacht auf einen Behandlungsfehler ist der wichtigste Schritt die lückenlose Dokumentation. Alle relevanten Unterlagen wie Arztbriefe, OP-Berichte, Laborwerte, Röntgenbilder und Befunde sollten sorgfältig gesammelt und aufbewahrt werden. Ebenso hilfreich sind persönliche Notizen über Gespräche mit Ärzten oder Pflegekräften sowie Zeugenaussagen von Angehörigen, die bei Behandlungen oder Aufklärungsgesprächen anwesend waren.

Auch Fotos oder Tagebucheinträge können wertvolle Hinweise auf den Verlauf und die Beschwerden liefern. Zentral ist zudem das Einsichtsrecht in die Patientenakte nach § 630g BGB. Wer frühzeitig schriftlich vollständige Kopien der Behandlungsunterlagen anfordert, kann Widersprüche oder Lücken schnell erkennen und später gezielt aufgreifen.

Schritt 2: Medizinische und rechtliche Prüfung

Ob tatsächlich ein Behandlungsfehler vorliegt, lässt sich nur feststellen, wenn das tatsächliche Vorgehen mit dem geltenden medizinischen Standard verglichen wird. Hier kommen unabhängige Gutachter ins Spiel, die prüfen, ob Diagnose, Therapie oder Aufklärung fehlerhaft waren. Erst auf dieser Grundlage folgt die juristische Bewertung: Fragen nach Haftung, Kausalität und Schadenshöhe müssen geklärt werden, um Ansprüche auf Schmerzensgeld oder Schadensersatz fundiert geltend zu machen.

Dieser Prozess erfordert Zeit und Genauigkeit, da jede Abweichung vom Standard ärztlichen Handelns im Einzelfall bewertet werden muss.

Schritt 3: Schmerzensgeld – selten das eigentliche Problem

Viele Betroffene richten ihren Blick zunächst auf die mögliche Höhe des Schmerzensgeldes. Zwar ist dieses in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eher moderat, doch die eigentliche Hürde liegt woanders: Nur wenn ein klarer Fehler nachgewiesen und der Zusammenhang zwischen Fehlverhalten und gesundheitlicher Beeinträchtigung belegt oder zumindest wahrscheinlich gemacht werden kann, besteht ein Anspruch.

In der Praxis scheitern viele Verfahren an genau diesem Punkt, nicht an der Entschädigungssumme selbst. Der juristische und medizinische Nachweis verlangt sowohl Fachwissen als auch Erfahrung im Umgang mit komplexen Gutachten.

Schritt 4: Unterstützung durch spezialisierte Anwälte

Wer seine Rechte durchsetzen möchte, sollte sich frühzeitig an eine Fachanwältin oder einen Fachanwalt für Medizinrecht wenden. Die Durchsetzung medizinischer Haftungsansprüche ist anspruchsvoll und erfordert interdisziplinäres Verständnis. Ein spezialisierter Anwalt begleitet den gesamten Prozess – vom ersten Verdacht über die Einholung medizinischer Gutachten bis hin zur außergerichtlichen Einigung oder gerichtlichen Entscheidung.

Ziel ist dabei nicht nur die finanzielle Entschädigung, sondern auch die Aufklärung des Geschehens und die Wiederherstellung von Gerechtigkeit.

Fazit:

Behandlungsfehler sind für Betroffene ein tiefer Einschnitt, der weit über körperliche Folgen hinausgeht. Doch wer strukturiert vorgeht, Beweise sichert und fachkundige Unterstützung sucht, kann seine Chancen erheblich verbessern. Millionenentschädigungen sind in Deutschland zwar die Ausnahme, doch eine faire Aufarbeitung und angemessene Wiedergutmachung sind mit professioneller Begleitung durchaus erreichbar.

Über Lars Lanius:

Lars Lanius ist Fachanwalt für Medizinrecht sowie Bau- und Architektenrecht mit Kanzleistandorten in Lünen, Dortmund und Münster. Seit über 20 Jahren vertritt er Mandanten in mehr als 5.000 Fällen als einer der führenden Experten für Arzthaftungsrecht in Deutschland. Sein Schwerpunkt liegt auf Medizin-, (Personen-)Schadens-, Sozial- sowie Bau- und Architektenrecht. Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.lanius.nrw/

Pressekontakt:
Rechtsanwalt Lars Lanius
E-Mail: [email protected]
Web: https://www.lanius.nrw/
Original-Content von: Lars Lanius, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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