Donnerstag, August 7, 2025

Zahl der Hitzetage mehr als verdoppelt: VDI gibt Kommunen praxisnahe Empfehlungen für Hitzeaktionspläne

Düsseldorf (ots) –

Deutschland erlebt immer häufiger Hitzeperioden: Der Sommer 2025 startete im Juni mit Temperaturen bis 40 Grad. Meteorologen warnen vor einer beunruhigenden Klimadynamik. Hitzewellen stellen eine wachsende Gesundheitsgefahr dar und können ohne ausreichende Maßnahmen besonders für ältere Menschen, Kleinkinder und chronisch Erkrankte lebensbedrohlich werden. Der VDI hat konkrete Empfehlungen für die Aufstellung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen vorgestellt, die Kommunen eine Hilfestellung beim Bevölkerungsschutz geben.

Hitzeaktionspläne als zentrale Vorsorgemaßnahme

Lag die Anzahl heißer Tage im Zeitraum 1961 bis 1990 (Klimanormalperiode) noch bei 4,2, hat sich der Durchschnittswert im darauffolgenden Zeitraum (1991 bis 2020) mehr als verdoppelt – auf 8,9 Hitzetage pro Jahr. Dabei gilt ein Tag als Hitzetag, wenn die Tageshöchsttemperatur mindestens 30 °C erreicht oder überschreitet. Durch Hitze entsteht ein Gesundheitsrisiko, das folgende Beschwerden auslösen kann:

– Überlastung des körpereigenen Kühlsystems
– Dehydration und Elektrolytverlust
– Überhitzung des Körpers
– Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
– Verschlimmerung bestehender Gesundheitsprobleme

Ein Blick auf die jüngst vergangenen Jahre verdeutlicht zudem, dass sich der Trend einer Zunahme heißer Tage weiter fortsetzt. Vor allem in den letzten zehn Jahren waren kurzaufeinanderfolgend besonders viele heiße Tage pro Jahr zu verzeichnen, 2015 (17,6), 2018 (20,4), 2019 (17,0), 2022 (17,3).

Als Antwort auf diese Entwicklung empfiehlt der VDI die Aufstellung und Umsetzung kommunaler Hitzeaktionspläne. Bislang gibt es nämlich kein Gesetz oder eine normative Regelung zur Vorsorge bzw. zum Schutz vor Hitze in Deutschland.

Hitzeaktionspläne stellen ein systematisches Vorgehen dar, um gesundheitliche Schäden bei besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen zu verringern. Sie beinhalten kurzfristige Maßnahmen wie die Aktivierung von Notfallplänen bei Hitzewarnungen, mittel- und langfristige Anpassungen wie die Begrünung von Städten sowie die gezielte Aufklärung der Bevölkerung. Eine harmonisierte Hitzeaktionsplanung im Sinne einer Standardisierung ist aus Sicht des VDI ratsam und hilfreich – auch weil der Begriff „Hitzeaktionsplan“

von Kommunen unterschiedlich ausgelegt wird. Aktuell gibt es in Deutschland 42 veröffentlichte Hitzeaktionspläne aus 300 Landkreisen und 106 kreisfreien Städten.

„Hitzeschutz ist präventiver Katastrophenschutz“, betont Dr. Thomas Griebe, Vorsitzender des VDI-Gremiums „Hitzeaktionsplanung“. „Unsere Empfehlungen sollen Kommunen helfen, systematisch auf Hitzewellen zu reagieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.“

VDI-Expertenempfehlungen bieten konkrete Hilfestellung

Die veröffentlichten VDI-Expertenempfehlungen geben praxisnahe Anleitungen für Kommunen. Sie umfassen unter anderem:

– Koordination und Kooperation zwischen relevanten Akteuren,
– die Nutzung von Hitzewarnsystemen und abgeleitete Handlungsoptionen,
– zielgruppenspezifische Kommunikation über Gefahren und Schutzmaßnahmen,
– vorbereitende Maßnahmen zum Schutz besonders vulnerabler Gruppen,
– sowie städtebauliche Konzepte zur Reduzierung der Hitzebelastung.

Die Expertenempfehlungen VDI-EE 3787 Blatt 13.1 bis 13.3 befassen sich mit allen zentralen Aspekten eines Hitzeaktionsplans. Die drei Teilblätter enthalten eine praxisorientierte Handreichung zur Erstellung und Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor hitzebedingten Gesundheitsrisiken. Details dazu erhalten Sie in dieser Pressemeldung (https://www.vdi.de/news/detail/hitzeaktionsplanung-zentraler-baustein-der-gesundheitsvorsorge).

Kurz- und langfristige Maßnahmen

Der VDI empfiehlt Kommunen sowohl kurz- als auch langfristige Maßnahmen zur Hitzereduktion. Um kurzfristige Anpassungen zu treffen, bietet sich eine Minderung der Hitzebelastung in Innenräumen an. Lüften, außenliegende Verschattung oder automatisierte Systeme greifen an dieser Stelle. Langfristig sollten sich Kommunen bei der Stadtentwicklung an bestehenden Normen, Standards und Regelwerken orientieren.

Kommunen müssen jetzt handeln

Bei einer Hitzewarnung gibt es verschiedene Handlungsoptionen. Unter anderem kann es bei Städten und Kommunen zur Alarmierung des dafür eingerichteten Krisenstabs kommen. Ingo Wobker, Stabsstellenleiter Krisenmanagement & Bevölkerungsschutz der Stadt Duisburg, sagt dazu: „Hitzeaktionspläne sind ein wichtiger Baustein im kommunalen Krisenmanagement. Sie helfen uns, im Ernstfall schnell und koordiniert zu handeln.“ Gehandelt wird nach einem sogenannten Entscheidungsbaum. Nach einer DWD-Hitzewarnung gibt es eine Informationsweitergabe und Erstbewertung durch die Feuerwehr. Danach wird entschieden, ob eine Gefahrenlage besteht und entsprechende Maßnahmen greifen.

Angesichts der zu erwartenden Zunahme extremer Hitzetage sind präventive Maßnahmen unverzichtbar. Kommunen sind gefordert, Hitzeaktionspläne zu erstellen und diese als Regelaufgabe im Bevölkerungsschutz zu verankern. Der VDI unterstützt sie dabei mit fundierten Handlungsempfehlungen, um die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu schützen. Die gesamte Publikation kann hier heruntergeladen werden.

_______________________

Fachliche Ansprechpartner:

Dipl.-Geogr. Catharina Fröhling

Projektleiterin „Regelsetzungsaktivitäten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“

VDI e.V.

Tel.: +49 211 6214-134

E-Mail: [email protected]

Dr. Andreas Rutz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) – Normenausschuss

Tel.: +49 211 6214-243

E-Mail: [email protected]

________________________

VDI als Gestalter der Zukunft

Mit unserer Community und unseren rund 130.000 Mitgliedern setzen wir, der VDI e.V., Impulse für die Zukunft und bilden ein einzigartiges multidisziplinäres Netzwerk, das richtungweisende Entwicklungen mitgestaltet und prägt. Als bedeutender deutscher technischer Regelsetzer bündeln wir Kompetenzen, um die Welt von morgen zu gestalten und leisten einen wichtigen Beitrag, um Fortschritt und Wohlstand zu sichern. Mit Deutschlands größter Community für Ingenieurinnen und Ingenieure, unseren Mitgliedern und unseren umfangreichen Angeboten schaffen wir das Zuhause aller technisch inspirierten Menschen. Dabei sind wir bundesweit, auf regionaler und lokaler Ebene in Landesverbänden und Bezirksvereinen aktiv. Das Fundament unserer täglichen Arbeit bilden unsere rund 10.000 ehrenamtlichen Expertinnen und Experten, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen.

Ihr Ansprechpartner in der VDI-Pressestelle:

Sarah Janczura
Pressesprecherin
Telefon: +49 211 6214-641
E-Mail: [email protected]

Original-Content von: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

Mehr vom Autor

Künstliche Intelligenz im Dienst der globalen Gesundheitsversorgung: Ein Pilotprojekt der Artemed Stiftung in Tansania

Tutzing (ots) - KI verändert die Welt - auch an Orten, wo es sonst an allem fehlt....

Biogents sensibilisiert die Bevölkerung / Ausbreitung der Tigermücke in Deutschland – WHO warnt vor Chikungunya-Epidemie

Essen/Regensburg (ots) - Die Biogents AG aus Regensburg will die Aufmerksamkeit für die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke,...

Rückblick auf die 15. Synergie von medi / Fachvorträge und interdisziplinärer Austausch in der Lymphologie

Bayreuth (ots) - Die 15. Auflage der Fachveranstaltung Synergie bot knapp 300 Expert:innen aus Medizin, Therapie und...

Arthrose muss kein Schicksal sein – Mit diesen 4 Schritten kann Heilung gelingen

Funchal (ots) - Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Operationen – viele Arthrose-Patienten glauben, sie müssten den fortschreitenden Gelenkverschleiß einfach hinnehmen....

Ähnliche Artikel

Advertismentspot_img

Neueste Beiträge

Künstliche Intelligenz im Dienst der globalen Gesundheitsversorgung: Ein Pilotprojekt der Artemed Stiftung in Tansania

Tutzing (ots) - KI verändert die Welt - auch an Orten, wo es sonst an allem fehlt. Im St. Walburg's Hospital im tansanischen Nyangao...

Biogents sensibilisiert die Bevölkerung / Ausbreitung der Tigermücke in Deutschland – WHO warnt vor Chikungunya-Epidemie

Essen/Regensburg (ots) - Die Biogents AG aus Regensburg will die Aufmerksamkeit für die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke, die damit verbundenen Gefahren und die Methoden...

Rückblick auf die 15. Synergie von medi / Fachvorträge und interdisziplinärer Austausch in der Lymphologie

Bayreuth (ots) - Die 15. Auflage der Fachveranstaltung Synergie bot knapp 300 Expert:innen aus Medizin, Therapie und Sanitätsfachhandel die Gelegenheit, neue wissenschaftliche Entwicklungen in...