Dortmund (ots) –
Viele Eltern sehen die Zukunft ihrer Kinder durch die Klimakrise zwar bedroht, doch nur ein Viertel (25 Prozent) misst einer nachhaltigen Ernährung eine hohe Bedeutung bei. Das geht aus einer aktuellen Umfrage für Westfalen-Lippe hervor, die das IGES Institut im Auftrag der AOK durchgeführt hat. Laut der aktuellen AOK-Familienstudie zeigt sich ein großes Wissensdefizit rund um nachhaltige Ernährung. Insbesondere der Bildungsgrad der Eltern hat großen Einfluss darauf, wie nachhaltig sich Familien ernähren. „Nachhaltige Ernährung ist Teil der Gesundheitsbildung und gehört unbedingt auf den Stundenplan. Darüber hinaus brauchen Kinder mehr gesunde Angebote in Kantinen und Mensen. Bereits in der Kita sollte begonnen werden, dieses Wissen erlebbar zu machen“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
Für die AOK-Familienstudie wurden vom IGES Institut bundesweit rund 8.500 Eltern befragt, davon 507 in Westfalen-Lippe. Obwohl 84 Prozent der befragten Eltern in Westfalen-Lippe in der Klimakrise eine große Bedrohung für die Zukunft ihrer Kinder sehen und 82 Prozent den Einfluss der Ernährung auf Klima und Umwelt als bedeutsam einschätzen, wirkt sich das nicht gleichermaßen positiv auf das Ernährungsverhalten im Alltag aus. Laut dem ermittelten Summenscore zur nachhaltigen Ernährung erachten nur 25 Prozent der befragten Eltern in Westfalen-Lippe eine nachhaltige Ernährung für bedeutend oder sehr bedeutend. In den Summenscore fließen zum Beispiel Ergebnisse zum Fleischkonsum, Zubereitung der Speisen und Nachhaltigkeitsaspekte ein.
Laut AOK-Familienstudie glaubt jeder Dritte (34 Prozent) in Westfalen-Lippe, dass nachhaltige Ernährung ungesund sei. 40 Prozent haben ihr Ernährungsverhalten auf Grund der Klimakrise hin zu mehr Nachhaltigkeit verändert.
Unter nachhaltiger Ernährung wird eine vollwertige Ernährung verstanden, die sowohl für die menschliche Gesundheit als auch für die ökologische Nachhaltigkeit optimal ist und als „Planetary Health Diet“ bezeichnet wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer pflanzenbetonten Ernährung, bei der Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte einen größeren Anteil ausmachen. Fleisch und Milchprodukte sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Ernährung, jedoch in einem deutlich reduzierten Umfang.
Bildungsgrad beeinflusst nachhaltige Ernährung
Der sozioökonomische Status sowie insbesondere der Bildungsgrad der Eltern haben großen Einfluss darauf, wie nachhaltig sich Familien ernähren. Während für 36 Prozent der Befragten in Westfalen-Lippe mit Hochschulreife nachhaltige Ernährung eine sehr hohe oder hohe Bedeutung hat, ist das für Befragte mit einem Haupt- oder Volksschulabschluss nur bei neun Prozent der Fall. Außerdem wünschen sich 84 Prozent der Eltern, dass ihre Kinder etwas über klima- und umweltfreundliche Ernährung in Kita und Schule lernen. „Hier wäre wichtig, dass die Gesundheitsbildung bundesweit bereits ab der ersten bis zur zehnten Klasse in den regulären Unterricht integriert wird“, sagt Ackermann.
Wissenslücken durch breite gesellschaftliche Anstrengungen schließen
Noch an anderen Stellen zeugen die Ergebnisse der AOK-Familienstudie von Wissensdefiziten der Eltern: So weisen 46 Prozent eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz auf. Fast die Hälfte (46 Prozent) geben an, bereits auf eine umwelt- und klimafreundliche Ernährung zu achten, obwohl sie gleichermaßen pflanzliche und tierische Produkte konsumieren (Mischkost). Der Anteil der Kinder, die fleischreduziert ernährt werden, liegt in Westfalen-Lippe bei 35 Prozent. Etwa zwei Drittel (70 Prozent) der Eltern findet es zu kompliziert, neben gesunder Ernährung auch auf Klima- und Umweltfreundlichkeit zu achten. „Dieses offenkundige Wissensdefizit gilt es zu schließen. Dafür braucht es breite gesellschaftliche Anstrengungen“, fordert Ackermann.
Immer mehr Heranwachsende werden ganztags betreut und essen mittags in Kitas und Schulen. 72 Prozent der befragten Eltern halten es für wichtig, dass ihr Kind außer Haus gesund und nachhaltig verpflegt wird. „Deshalb müssen die DGE-Qualitätskriterien für die Gemeinschaftsverpflegung verbindlich in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung festgeschrieben und in Kitas und Schulen umgesetzt werden“, fordert Ackermann und ergänzt: „Dafür ist die Bereitschaft von Bund, Ländern und Kommunen zur gemeinschaftlichen Finanzierung von gesunder Ernährung nötig.“ Allen Kindern und Jugendlichen müssen unabhängig vom Einkommen der Eltern qualitativ hochwertige und ausgewogene Mahlzeiten angeboten werden.
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