Leipzig (ots) –
Zwischen 1961 und 1989 wurden tausende Frauen und Mädchen in der DDR ab dem 12. Lebensjahr in sogenannten geschlossenen Venerologischen Stationen der Krankenhäuser – im Volksmund „Tripperburgen“ genannt – eingesperrt und dort misshandelt. Das bislang weitestgehend unbekannte und düstere Kapitel der DDR-Geschichte erzählt die MDR-Doku „Trauma ‚Tripperburg‘ – Gewalt gegen Frauen in der DDR“ – zu sehen ab 11. Dezember in der ARD Mediathek und am 11. Dezember um 23.25 Uhr im Ersten.
Angelika Börner erinnert sich wie heute an die brutalen Untersuchungen: „Die haben einem die Röhrchen unten rein gerammt. Ich habe an einem Tag solche Schmerzen gehabt.“ Kein Einzelfall, wie Historikerin Dr. Steffi Brüning weiß: „Aus heutiger Sicht würden wir die Behandlungen und die Methodik, die dahintersteckt, als sexualisierte Gewalt einschätzen.“
In der DDR wurden tausende Frauen und Mädchen in Kliniken festgehalten. In den im Volksmund „Tripperburgen“ genannten geschlossenen Venerologischen Stationen wurden sie täglich gegen ihren Willen gynäkologisch auf Geschlechtskrankheiten untersucht und misshandelt. Doch in den meisten Fällen waren die zwangseingewiesenen Frauen völlig gesund. Ziel der brutalen Maßnahmen: Die Frauen sollten laut Hausordnung der Kliniken isoliert und zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden.
Jahrzehnte wurde über dieses Kapitel der DDR-Geschichte geschwiegen. Zu groß waren Angst und Scham der betroffenen Frauen, über ihr Trauma zu sprechen. Die letzte „Tripperburg“ wurde 1989 geschlossen. Erst in den 2010er-Jahren begann die Aufarbeitung.
Gemeinsam mit der Historikerin Steffi Brüning und der Bürgerrechtlerin Heidi Bohley deckt der Film von Marie Elisa Scheidt die Hintergründe eines bis heute tabuisierten Verbrechens auf. Er erzählt, wie sexualisierte Gewalt als Erziehungsmaßnahme in einem Land genutzt wurde, das die Emanzipation und die Gleichstellung der Geschlechter staatlich propagierte. Die Dokumentation „Trauma ‚Tripperburg‘ – Gewalt gegen Frauen in der DDR“ zeigt auch, welche dramatischen Folgen die Einweisung in diese Einrichtungen für die Frauen bis heute hat.
Der MDR plant darüber hinaus, dieses bislang wenig beachtete Thema in den nächsten Monaten journalistisch weiter zu verfolgen und zu vertiefen.
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Die Protagonistinnen und Protagonisten sowie die Regisseurin der Doku stehen für Interviews zur Verfügung.
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