Bayreuth (ots) –
Schwimmen, Radfahren, Laufen. Drei Disziplinen, eine Herausforderung. Wer einen Triathlon auf sich nimmt, möchte sich selbst testen, Grenzen ausreizen, zeigen, was möglich ist. Bis zum Frühling 2020 hätte Vanessa Reins es nicht für möglich gehalten, je einen Triathlon zu absolvieren, denn Sport war kein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Die 35-Jährige leidet seit ihrer Jugend unter einem Lipödem (Fettverteilungsstörung), das aufgrund von Schmerzen in den Beinen bestimmte Sportarten wie Laufen erschweren kann. Doch während der Corona-Pandemie entschied sie sich, nach Jahren wieder aufs Rad zu steigen und hat sich seitdem durch kontinuierliches Training zum Sportfreak entwickelt. Im Interview erzählt sie, wie sie es geschafft hat, 32 Kilo abzunehmen und weshalb Sport gerade für Lipödem-Betroffene empfehlenswert ist.
Liebe Frau Reins, im Juli 2024 steht Ihr zweiter Triathlon an – Sport ist Ihre große Leidenschaft. War das schon immer so?
„Früher war ich der klassische ,Couchpotato‘ und habe mich kaum bewegt. Zum Triathlon bin ich durch meinen Nachbarn und seine damalige Freundin gekommen. Beide sind begeisterte Triathlet:innen und er nimmt regelmäßig an Ironman-Wettkämpfen teil. Sie haben meinen Ehemann und mich motiviert, wieder Rad zu fahren. Am 1. Mai 2020 sind wir dann 20 Kilometer gefahren – für mich damals eine echte Herausforderung. Aber mein Ehrgeiz war geweckt und ich bin seitdem mindestens dreimal pro Woche mit dem Rad unterwegs.“
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an einem Triathlon teilzunehmen?
„Mir selbst wäre das nie in den Sinn gekommen, aber die ehemalige Nachbarin hat mich Ende 2022 angesprochen, ob ich mich nicht daran versuchen möchte, und ich dachte nur ,Weshalb nicht, ich bin dabei‘. So haben wir uns für den Churfranken Triathlon in Niedernberg bei Aschaffenburg angemeldet. Durch das regelmäßige Trainieren hatte ich bereits eine gute Kondition und Routine aufgebaut – Sport war nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern ist fester Bestandteil meines Lebens geworden. Neben dem Radfahren hatte ich auch andere Sportarten wie Schwimmen, Pilates, Hula-Hoop und Trampolinspringen für mich entdeckt. Seitdem brauche ich meine regelmäßige Dosis Bewegung für ein ausgeglichenes Seelenleben. Mir macht es Spaß, mich auszupowern – und ich habe bisher 32 Kilo abgenommen, auch dank einer ausgewogenen Ernährung.“
Über welche Distanz ging der Triathlon?
„Das ist die klassische Einsteigerdistanz: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen – genau in dieser Reihenfolge. Nach der Anmeldung war ich zugegebenermaßen ein wenig panisch und sehr aufgeregt. Aber ich wollte alles geben. Zu Beginn des Trainings bin ich neben dem Radfahren Walken gegangen. Die Distanz und meine Geschwindigkeit habe ich langsam gesteigert, bis ich einen Kilometer joggen konnte, ohne ein Sauerstoffzelt zu brauchen. Ich war unglaublich motiviert und ließ mich nicht entmutigen. Laufen war schon in der Schule meine schlimmste Sportart: Durch mein Lipödem, das während der Pubertät auftrat, hatte ich fortwährend Schmerzen in den Beinen. An einer Studienfahrt nach Griechenland konnte ich nicht teilnehmen, weil ich die Ausflüge und das viele Laufen nicht geschafft hätte. Meine Mitschüler:innen dachten damals, ich sei faul!“
Haben sich die Schmerzen mittlerweile gebessert?
„Ja! Durch das Training habe ich Muskelmasse aufgebaut, was die Durchblutung verbessert hat. Zudem trage ich im Gegensatz zu früher eine medizinische Kompressionsversorgung – meine Schmerzen sind dadurch weniger geworden. 2014 habe ich die Diagnose Lipödem an Armen und Beinen bekommen. Eine Freundin hatte mich auf die typischen Anzeichen aufmerksam gemacht und mir empfohlen, einen Facharzt aufzusuchen. Nach dem Termin war ich zwar froh, dass das Kind endlich einen Namen hatte, aber die Art und Weise, wie der Arzt mir die Diagnose mitgeteilt hat, war sehr unsensibel. Zudem wog ich damals 32 Kilogramm mehr und er meinte, abnehmen würde nicht helfen. Kompletter Unsinn! Zwar kann die Fettverteilungsstörung den Abnehmprozess erschweren, aber mit der richtigen Ernährung und Sporteinheiten können auch Lipödem-Betroffene Gewicht verlieren. Lediglich die Lipödem-Fettzellen verschwinden dadurch nicht – hier hilft dann nur eine Fettabsaugung.“
Haben Sie je darüber nachgedacht?
„Ich habe mich ganz bewusst dagegen entschieden. Eine Operation kann zwar die Schmerzen lindern, aber die Erkrankung nicht heilen. Solange ich es mit Sport, gesunder Ernährung und medizinischer Kompression schaffe, meine Beschwerden zu verringern, sehe ich keinen Grund für eine Liposuktion. Ich bin heute viel selbstbewusster als früher und habe gelernt, meinen Körper zu akzeptieren und ihn zu lieben, wie er ist. Genau das möchte ich anderen Betroffenen weitergeben. Sie unterstützen, inspirieren und ermutigen, zu sich selbst zu stehen und das eigene Leben aktiv zu gestalten – jede:r sollte ihren:seinen eigenen Weg finden. Mit Disziplin und konsequentem Selbstmanagement können wir Betroffene viel erreichen und uns ein Stück Lebensqualität zurückholen.“
Waren Sie immer so optimistisch?
„Ehrlich gesagt nein. In den drei Jahren nach meiner Diagnose habe ich den Kopf in den Sand gesteckt und mich bemitleidet, weil ich dachte, nichts gegen die Erkrankung ausrichten zu können. Mit meiner ersten medizinischen Kompressionsversorgung bin ich auch nicht gut zurechtgekommen, somit landete sie schnell wieder im Schrank. Aber die Schmerzen blieben und mein Leidensdruck stieg. 2017 ging ich zu einer anderen Ärztin, die mir eine Reha empfahl. Dort lernte ich eine Patientin kennen, die so von ihrer zweiteiligen flachgestrickten medizinischen Versorgung schwärmte und meinte, ich müsste nur die richtige für mich finden. Und es stimmte! Während der Reha habe ich eine neue flachgestrickte Versorgung bekommen und ab da bin ich besser damit zurechtgekommen.“
Auf welche medizinische Kompressionsversorgung setzen Sie heute?
„Aktuell trage ich an den Armen mediven 550 mit Ellenbogen-Funktionszone – perfekt für die Arbeit am PC. Und an den Beinen mediven cosy mit seitlicher Naht und optimierter Ferse. Für Frauen, wie mich, mit empfindlichen Füßen, die leicht Druckstellen bekommen, sind beide Neuerungen optimal – und sehen dazu schön aus. Die Optik ist schließlich auch relevant, vor allem im Sommer mit offenen Schuhen. Eingearbeitet ist bei mir auch eine Knie-Funktionszone – gerade beim Radfahren ist das super angenehm und ich habe dadurch mehr Bewegungsfreiheit.“
Wie haben Sie den Tag des Wettkampfes im Sommer 2023 erlebt?
„Es war heiß, um die 38 Grad, und ich hatte wirklich Bedenken, den Triathlon durchstehen zu können. Da ich im Vorfeld längere Zeit krank war und nicht in dem Maß trainieren konnte wie geplant, hatte ich mein ursprüngliches Ziel, den Wettkampf unter eineinhalb Stunden zu schaffen, auf zwei Stunden runtergeschraubt. Ich war total aufgeregt und habe mich leicht deplatziert gefühlt: Alle anderen Teilnehmer:innen waren schlank, drahtig, mit einem sehr geringen Körperfettanteil. Da stach ich trotz meines Gewichtsverlustes heraus. Meine Familie und Freund:innen waren mit vor Ort und feuerten mich an ebenso wie die Zuschauer:innen. Ich war schlussendlich zwar unter den letzten Zieleinläufer:innen, aber so glücklich, die Strecke komplett geschafft zu haben und das mit einer für mich ordentlichen Zeit von 1:39:00 Stunden. Viele hatten es gar nicht ins Ziel geschafft, weil sie aufgrund des Wetters umgekippt sind. Kurz nach Zieleinlauf sind mir die Tränen gekommen – es war ein überwältigendes Gefühl!“
Sie sind auf Social Media aktiv und haben viele Follower:innen – wie haben diese Ihren ersten Triathlon aufgenommen?
„Die haben das genauso gefeiert wie ich – der Zusammenhalt und die Unterstützung sind in der Community groß. Ich habe den Wettkampf ja nicht nur für mich gemacht, sondern wollte zeigen, was mit Lipödem möglich ist. Aufgeben ist keine Option, wir können immer wieder durchstarten – im Sport wie im Selbstmanagement unseres Lipödems. Natürlich gibt es schlechte Tage, aber wir müssen dranbleiben, für unser körperliches und seelisches Wohl. Als ich 2020 meinen Instagram Account ,Rundundsportlich‘ gestartet habe, hatte ich keine Ambitionen. Ich wollte nur über meinen Alltag mit Lipödem berichten, quasi ein Tagebuch online führen, und mit anderen Betroffenen in Kontakt kommen. Ich hätte mir nie erträumt, 17.800 Follower:innen zu haben, geschweige denn eine Kooperation mit dem Medizinprodukte-Hersteller medi. Heute versuche ich meine Reichweite sinnvoll zu nutzen, um Betroffenen zu helfen und die Öffentlichkeit für die Erkrankung zu sensibilisieren. Niemand sollte sich so gesellschaftlich isoliert und diskriminiert fühlen wie ich als Teenager. Dafür kämpfe ich jeden Tag! Deshalb plane ich momentan auch eine Kampagne zur Lipödem-Aufklärung.“
Was steckt dahinter?
„Es ist noch etwas zu früh, um ins Detail zu gehen, aber ich bin Teil einer Arbeitsgruppe, die sich vorgenommen hat, das Thema Lipödem deutschlandweit bekannt zu machen. Wir möchten wirklich jede:n erreichen: Betroffene, Mediziner:innen, Therapeut:innen, Leistungserbringer, aber auch Menschen, die bisher keinerlei Berührungspunkte mit der Erkrankung hatten. Auch hier arbeite ich eng mit medi und anderen Organisationen zusammen, um das Projekt professionell aufzustellen. Es braucht eine groß angelegte Medienkampagne, um über die Erkrankung Lipödem, ihre Symptome und Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Auf diese Weise lassen sich auch Vorurteile abbauen, was dazu beiträgt, die Stigmatisierung Betroffener zu verringern. Ich versuche, das Thema in die Welt zu tragen, wie zuletzt im April bei der FIBO (= weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit in Köln) oder aber bei meinem zweiten Triathlon jetzt im Juli 2024. Dieses Jahr bin ich sogar auf dem Titelblatt des Flyers, weil der Veranstalter so beeindruckt von meiner Geschichte war und wie sehr ich andere damit inspiriere.“
Wie bereiten Sie sich aktuell auf den Triathlon vor?
„Ich gehe einmal pro Woche je eine Stunde Schwimmen und Joggen. Und mit dem Rad bin ich dreimal unterwegs. Zudem war ich im Mai für zehn Tage in einem Hotel auf Lanzarote, das sich auf Profi- und Amateur-Triathlet:innen spezialisiert hat. Dort habe ich mein Training noch einmal in Eigenregie intensiviert.“
Welches Ziel haben Sie sich für den diesjährigen Triathlon vorgenommen?
„Letztes Jahr bin ich noch Brust geschwommen, dieses Jahr habe ich an meiner Technik, meinen Bewegungsabläufen und der Atmung gearbeitet und werde voraussichtlich beim Wettkampf im Juli kraulen. Ich hoffe, dadurch schneller im Wasser zu sein und die Gesamtstrecke unter eineinhalb Stunden zu schaffen. Aber ich stresse mich deswegen nicht – wichtig ist, ins Ziel zu kommen und die Erfahrung erneut und mit hoffentlich weniger Aufregung zu genießen.“
Liebe Frau Reins, herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg beim Wettkampf!
Zweckbestimmungen:
mediven® cosy:Flachgestrickter medizinischer Kompressionsstrumpf zur Kompression der unteren Extremitäten, hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Lymphgefäßsystems.
mediven® 550 Arm: Flachgestrickte medizinische Kompressionsversorgung zur Kompression der oberen Extremitäten, hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venen- oder Lymphgefäßsystems.
Surftipps:
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