Karlsruhe (ots) –
Vom 09.-12.10.2024 fand in Karlsruhe die 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin unter Leitung des Kongresspräsidenten Prof. Dr. Martin Storck statt. Neben den primär chirurgischen Themen, die dort diskutiert wurden, stand auch der Rauchstopp im Fokus. Dies ist besonders hervorzuheben, da das Thema Rauchen auf den wenigsten Jahrestagungen medizinischer Fachgesellschaften aufgegriffen wird. Wird es doch eher als politisches und gesellschaftliches Problem abgetan und nicht primär als medizinisches Problem angesehen.
Der Rauchstopp ist schwierig, da Rauchen eine Sucht ist
Prof. Lion Shahab vom University College London sprach zum Thema „Rauchentwöhnung – Internationale Perspektive“. Auf der Tobacco Control Scale, einer Skala, die die Aktivitäten eines Landes zum Rauchstopp wiedergibt, liegt das Vereinigte Königreich auf Platz eins und Deutschland auf einem der letzten Plätze. Die Briten gehen dabei, sowohl was Verbote als auch was das Thema Schadstoffreduzierung betrifft, wesentlich konsequenter vor und verschenken aktuell sogar eine Million E-Zigaretten an die Bürger.
Herr Prof. Markus Backmund, Suchtmediziner aus München, sprach zu dem Thema „Wege aus der Sucht – Was ist machbar bei der Rauchentwöhnung?“ Er betonte, dass die Sucht bei den wenigsten Betroffenen wirklich geheilt werden kann. Sie sitzt tief im limbischen System und ist dort durch negative Erfahrungen und positive Belohnungserlebnisse verwurzelt. Rauchen einfach als schlechte Angewohnheit anzusehen, werde dem komplexen Geschehen einer Sucht nicht gerecht, so Backmund. Will man den Schaden verhindern, der mit dem Rauchen von Verbrennungszigaretten einhergeht, muss man manchmal die Nikotinsucht teilweise akzeptieren und in vielen Fällen das Nikotin substituieren. Möglichkeiten bieten hier die Nikotinplaster oder elektronische Nikotinabgabesysteme wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer.
Kaffee und Zigaretten – vergleichbar?
Herr Prof. Knut Kröger, Angiologe aus Krefeld, sprach über „Vasoreaktion bei Coffein und Nikotin im Vergleich“. Er stellte dabei heraus, dass es nicht ausreicht, die einfachen kurzfristig gemessenen Effekte einer potentiellen Noxe auf die Gefäßwand zu betrachten, um langfristige Prognosen abzugeben. So verringern Nikotin und Koffein akut die Dilatation der Gefäßwand. Im Gegensatz zum dauerhaften Rauchen wird einem langfristigen Kaffeegenuss aber eine positive Wirkung auf das Herzkreislaufsystem zugesprochen. Wie wichtig es ist, das Thema Rauchen auf medizinischen Fachkongressen zu platzieren, war Thema des Vortrages von Herrn Prof. Moritz Sebastian Bischoff, Gefäßchirurg von der Universitätsklinik Heidelberg. Er stellte die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage zur „Rauchentwöhnung bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit“ unter Gefäßchirurgen vor. Ein erstaunliches Ergebnis dieser Umfrage ist, dass mehr als 50 % aller befragten Gefäßchirurgen das Thema Raucherentwöhnung gar nicht als ihre Aufgabe ansehen.
Die Einstellung muss sich ändern – nicht nur bei Betroffenen!
Die aufschlussreichen Beiträge zur Raucherentwöhnung und ihrer Relevanz für die Gefäßmedizin zeigten sehr überzeugend auf, dass in Deutschland noch viel getan werden muss, um die Anzahl der Rauchenden zu senken, deren Bevölkerungsanteil laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bei etwa 23% liegt. Die Einstellung der Ärzte hinsichtlich ihrer Bedeutung für rauchende Patienten muss sich ändern. Das Bewusstsein dafür, dass Rauchen eine Sucht mit allen entsprechenden Folgen ist, muss wachsen. Die Erkenntnis, dass die Nikotinsubstitution in ihren verschiedenen Formen in Zukunft eine große Rolle spielt, sollte von allen Beteiligten akzeptiert werden.
Literatur: Christian-Alexander Behrendt, Franziska Heidemann, Alexander Meyer, Ursula Elisabeth Maria Werra, Ulrich Rother: „Treatment of chronic peripheral arterial occlusive disease (PAOD) Behandlung der chronischen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)“ 2024, Gefässchirurgie, Nr. 2, p.103-117
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Quelle: ots