Mainz (ots) – Brille, Maske und Hörsystem – am Ohr hängt derzeit nicht nur viel dran, sondern vom Ohr auch viel ab. Mit der Maskenpflicht zur Pandemiebekämpfung verfängt sich leider immer wieder das Hörsystem beim Abnehmen der Maske in den Bändern und geht verloren. Am weitesten verbreitet sind Hörsysteme, die hinter dem Ohr getragen werden. Es gibt aber auch andere, die gut geschützt im Gehörgang sitzen und mit der Maske gar nicht erst in Berührung kommen. Hörakustiker wissen um die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Hörsystem-Typen und helfen bei Auswahl und Anpassung.
Zwei Typen von Hörsystemen
Wer an ein Hörsystem denkt, dem fallen auf Anhieb jene ein, die hinter dem Ohr (HdO) getragen werden. Hier sitzt die Technik mehr oder weniger vollständig in einem kleinen Gehäuse hinter der Ohrmuschel. Die Hörgeräte bestehen aus einem Ohrpassstück, das in der Ohrmuschel positioniert wird, und dem Verstärker, der hinter der Ohrmuschel getragen wird. Die beiden Teile sind mit einem transparenten Schlauch oder einem Kabel verbunden. Demgegenüber sind In-dem-Ohr (IdO)-Hörsysteme wesentlich kleiner, bestehen nur aus einem Teil und sitzen direkt im Ohr. Sie sind deshalb für andere Personen fast unsichtbar.
„Je nach Grad des Hörverlusts haben Schwerhörige unter bestimmten Voraussetzungen die Wahl zwischen diesen zwei Typen von Hörsystemen. Beide Hörsystem-Typen sind kleine Mini-Computer, die sich von Hörakustikern optimal auf die Bedürfnisse ihres Trägers ausrichten lassen und sich verschiedenen Hörsituationen automatisch anpassen, damit dieser wieder gut hört“, sagt Marianne Frickel, Hörakustik-Meisterin und Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha).
Das IdO – nahezu unsichtbar mit natürlichem Klang
Die Winzlinge im Ohr – nicht größer als ein Knopf oder eine Kaffeebohne – können für einen leichten bis mittleren Hörverlust geeignet sein. Sie verschwinden teilweise oder sogar komplett im Gehörgang. Ihre Mikrofone fangen den von der Ohrmuschel kanalisierten Schall direkt im Gehörgang auf und leiten die Töne an das Trommelfell weiter. Die Anatomie des Ohres wird genutzt, der Klang gilt als natürlich und das Richtungshören bleibt erhalten. Bei IdO-Hörsystemen gibt es verschiedene Größen, die je nach Form und Beschaffenheit des Gehörganges vom Hörakustiker empfohlen werden. Da das Gerät direkt im Gehörgang sitzt, wird vom Hörakustiker ein Abdruck vom Ohr genommen und die flexible Schale, in der sich die Technik des Hörgerätes befindet, meist im 3D-Druck-Verfahren individuell erstellt. So ist jedes Hörsystem ein Unikat. Die Bedienung ist üblicherweise mit einer Fernbedienung sowie über das Smartphone möglich. Bei IdO-Geräten gibt es keine Probleme mit Brille, Maske, Schal oder Kopfbedeckungen. Telefonieren ist so einfach wie früher. Allerdings muss man immer bedenken, dass solche Systeme nicht für jeden geeignet sein könnten.
Das HdO mit größerem Funktionsumfang
HdO-Hörsysteme sind die klassischen Allrounder und sowohl für den Einsatz bei geringen Hördefiziten als auch bei stärkeren Hörminderungen geeignet. Ihr Vorteil besteht darin, dass die Gerätegröße unabhängig von der Größe des Gehörganges ist. So können HdO-Geräte unproblematisch mit unterschiedlichen Zusatzfunktionen und zusätzlicher Technik – z.B. leistungsstarke Verstärker, einer Telefonspule für den Museumsbesuch oder mehrere Mikrofone, die Störgeräusche unterdrücken – ausgestattet und an jedes Ohr und jede Art von Hörverlust angepasst werden. Die Batterie ist bei HdO-Hörsystemen größer als die von IdO-Hörsystemen und hält länger. Die Handhabung und Bedienung der Hinter-dem-Ohr-Geräte fällt aufgrund ihrer Bauweise leicht, beispielsweise beim Batteriewechsel oder dem Aufladen von Akkus. Zudem können sie sich über Bluetooth mit anderen Geräten wie Smartphone oder TV verbinden, sodass sie zusätzlich wie kabellose Kopfhörer funktionieren.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit über 6.800 Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit modernsten Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Die Versorgungsqualität im Bereich von Hörsystemen ist in Deutschland sehr gut, das bestätigt die größte jemals von gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durchgeführte Versichertenbefragung zur Hörsystemversorgung in Deutschland. Rund 90 Prozent der Versicherten waren „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit der individuellen Versorgungssituation. Und das unabhängig davon, ob der Versicherte eine mehrkostenfreie Versorgung gewählt oder eine private Zuzahlung geleistet hat.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachstellungen der Hörsystemfunktionen u.v.m. zuständig. Er berät zu Gehörschutz, Tinnitus und allem rund ums Hören.
Pressekontakt:
Michael Skwarciak, M.A. (biha), skwarciak@biha.de
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Quelle: ots