München (ots) –
– „Krankenhausstudie 2023“ zeigt Handlungsdruck vor allem durch Marktkonsolidierung, zunehmende ambulante Versorgung, Personalmangel und Investitionsstau
– Um langfristig zu bestehen, definieren Kliniken ihre Rolle neu und stellen die Weichen für eine geeignete Positionierung im Markt
– Verantwortliche sehen in Fusionen und Übernahmen sowie Künstlicher Intelligenz und Telemedizin am meisten Potenzial
Juli 2023: Die deutschen Krankenhäuser stehen nach wie vor unter hohem ökonomischen Druck. Wie die neue „Krankenhausstudie 2023“ von Roland Berger zeigt, erwirtschafteten im Jahr 2022 mehr als die Hälfte (51 Prozent) Verluste, während 24 Prozent einen positiven Jahresabschluss meldeten. Gleichzeitig befindet sich die Kliniklandschaft in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Laut der Studie haben viele Klinikmanager verstanden, dass sie ihre Häuser neu aufstellen müssen, um sie für die Zukunft fit zu machen. Ganz oben auf der Liste der möglichen Lösungen für Problemfelder wie Personalmangel, Finanzierungsschwierigkeiten, Investitionsstau oder inflationsbedingt steigende Preise stehen dabei Themen wie Fusionen, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Ambulantisierung.
„Die Transformation des deutschen Krankenhaussektors ist unausweichlich“, sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. „Es geht jetzt nicht mehr um die Frage, ob und wie sich die Kliniklandschaft in den kommenden Jahren verändert, sondern darum, wie sich der Wandel am besten gestalten lässt. Das haben auch die Verantwortlichen in den Kliniken erkannt. Kurzfristig die wirtschaftliche Stabilität zu erhalten, ist dabei eine Grundvoraussetzung. Für den langfristigen Erfolg müssen die Manager vor allem Themen angehen, die zunehmend Einfluss auf die Krankenhäuser haben. Dazu gehören etwa der Trend zur Ambulantisierung von Gesundheitsdienstleistungen, die Künstliche Intelligenz, die Digitalisierung oder der Fachkräftemangel. Für all diese Herausforderungen müssen die Kliniken jetzt die Weichen richtig stellen, denn nur wenn sie sich hier entsprechend aufstellen, können sie sich im Markt strategisch zukunftsfest positionieren.“
Fusionen beschleunigen die Konsolidierung
Für die Krankenhausstudie 2023 haben die Roland Berger-Experten im Mai diesen Jahres Geschäftsführer und ärztliche Direktoren der 600 größten deutschen Kliniken zur finanziellen Lage, aber auch zu Trends und ihrem Ausblick befragt. Die meisten erwarten vor allem kurz- und mittelfristig eine weitere Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Nur drei Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich die Situation ihrer Einrichtung durch die Krankenhausreform bis 2024 verbessert. Unabhängig von Reformen der Rahmenbedingungen sehen die Befragten aber ohnehin Handlungsbedarf durch den aktuellen Strukturwandel.
Wie groß der Handlungsdruck ist, zeigen die Einschätzungen zur Entwicklung der Klinikzahlen in Deutschland: Gab es 2021 noch knapp 1.900 Krankenhäuser, erwarten 51 Prozent der teilnehmenden Klinikmanager für 2033 eine Zahl von höchstens 1.250. 38 Prozent der Befragten erwarten einen Rückgang auf maximal 1.500 Häuser und 11 Prozent gehen in zehn Jahren von bis zu 1.750 Kliniken aus. Mit dem größten Rückgang wird zwischen 2028 bis 2033 gerechnet. Vor allem die Verschiebung von bisher stationär erbrachten Leistungen in eine zunehmend ambulante Versorgung ist dafür ursächlich.
Angesichts der laufenden und sich weiter beschleunigenden Konsolidierung auf dem Krankenhausmarkt gewinnen Fusionen an Bedeutung. „Krankenhausbetreiber sind jüngst verstärkt mit anderen Leistungsträgern Kooperationen eingegangen, um Synergien zu heben und profitabler zu wirtschaften“, so Janes Grotelüschen, Partner bei Roland Berger. „Doch das Potenzial der reinen Zusammenarbeit scheint weitgehend ausgeschöpft zu sein. Fusionen und Übernahmen sind nun bei den Befragten zunehmend wichtige strategische Optionen, um sich optimal zu positionieren. Dazu gehören insbesondere Aktivitäten zum Ausbau der ambulanten Versorgung, etwa die Etablierung und Erweiterung von medizinischen Versorgungs- oder integrierten Gesundheitszentren.“
Innovative technische Lösungen für mehr Effizienz
Ein weiteres Top-Thema auf der Agenda der Verantwortlichen ist die Künstliche Intelligenz (KI): Erstmals Bestandteil der Umfrage, landete das Thema direkt auf Platz zwei der wichtigsten Technologien der Zukunft. Die Studienteilnehmer erwarten, dass KI etwa bei der Bilderkennung und Entscheidungsunterstützung, bei Analysen, aber auch zur Prozessoptimierung im administrativen Bereich schon in den nächsten zehn Jahren eine entscheidende Rolle im Klinikalltag spielen und so auch die Patientenversorgung grundlegend verändern wird. Übertroffen wird KI in der Einschätzung der Befragten nur noch von der Telemedizin. Vor allem im Zuge des Ausbaus ambulanter Versorgungsangebote zum Ausgleich sinkender Erlöse aus dem stationären Bereich messen sie telemedizinischen Angeboten eine hohe und weiter wachsende Bedeutung zu.
„Unsere Studie zeigt, dass die Krankenhausmanager die Zeichen der Zeit erkannt haben. Der Strukturwandel ist in vollem Gange und nur, wer seine eigene Rolle im System überdenkt, frühzeitig Konzepte entwickelt und strategische Weichen richtig stellt, wird in einem insgesamt schrumpfenden Markt langfristig bestehen können“, resümiert Magunia.
Die Studie können Sie hier herunterladen: https://ots.de/cuJ2Uj
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