Montag, Dezember 1, 2025

HIV-Versorgung ist kein Selbstläufer / Weichenstellen im Kampf gegen HIV

Essen (ots) –

Bereits zum dritten Mal in Folge liegt die Anzahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen in Deutschland höher als im Vorjahr. Das geht aus den kürzlich veröffentlichten, aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) für das Kalenderjahr 2024 hervor.

Dieser Trend muss Anlass sein, unsere gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen HIV und AIDS konsequent weiter zu optimieren.

Die aktuellen Zahlen offenbaren zahlreiche Probleme:

Deutschland verfehlt weiterhin die ersten 95 % der UNAIDS-95-95-95-Ziele – zu wenige Menschen mit HIV kennen ihren Serostatus. Dadurch werden Infektionen häufig erst in weit fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Spät erkannte HIV-Infektionen sind nicht nur für die Betroffenen mit einer höheren Krankheitslast verbunden, sie gehen auch mit einem relevanten Transmissionsrisiko einher.

Die steigende Zahl der Neuinfektionen zeigt zudem, dass es im Bereich der Prävention erhebliche Lücken gibt. Der Zugang zu regelmäßigen, niedrigschwelligen Testangeboten sowie eine verlässliche PrEP-Versorgung sind vielerorts unzureichend.

Auch die Behandlung ist nicht für alle Menschen zufriedenstellend: Für Personen ohne Versicherungsstatus, für Menschen, die Obdachlosigkeit erfahren, oder für diejenigen in schwierigen Lebensverhältnissen gibt es enorme Hürden bei der Kostenübernahme, der Versorgungskontinuität und dem Zugang zu Therapie und notwendigen Kontrollen.

All dies sind deutliche Signale – aber kein Schicksal. Erstmals in der Geschichte der HIV-Epidemie haben wir alle medizinischen und gesellschaftlichen Instrumente in der Hand, um die Epidemie nachhaltig einzudämmen. Um diese Chance zu nutzen und die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte nicht aufs Spiel zu setzen, braucht es jedoch entschlossenes Handeln. Dazu gehört untrennbar die fortlaufende Bereitstellung der nötigen finanziellen Mittel.

Die Tendenzen, im nationalen wie internationalen Kampf gegen HIV zentrale, lebenswichtige Ressourcen zu kürzen, kommen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und müssen im Sinne der öffentlichen Gesundheit revidiert werden.

Der Welt-AIDS-Tag erinnert uns daran, dass Fortschritt kein Selbstläufer ist. Er entsteht dann, wenn Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Industrie gemeinsam Verantwortung übernehmen. Wenn wir heute mutig investieren – in Prävention, Diagnostik, Versorgung und Entstigmatisierung – können wir zusammen erreichen, dass wirklich niemand mehr an HIV erkranken oder daran sterben muss.

Pressekontakt:
Priv.-Doz. Dr. med. Sebastian Noe | DAIG – Referent für
Öffentlichkeitsarbeit | [email protected]
Original-Content von: Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (DAIG), übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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